Die ersten Solarpanels auf der Mattwaldalp

Die Mattwaldalp ist ein menschenleeres Gebiet. Es gibt dort oben, auf rund 2500 Metern über Meer, keine Wanderwege und auch keine Alphütten. Nur zwei uralte Suonen, die Finileri und die Gsponeri, durchziehen die Hochebene seit Jahrhunderten. Aber auch sie ziehen keine Menschen an. Denn wer die Suonen sehen will, müsste zuerst 400 Höhenmeter querfeldein hinaufkraxeln. Nur die wenigsten machen sich diese Mühe. Ich habe es gemacht. Die Mattwaldalp hat mich sofort fasziniert, als ich vor rund zehn Jahren erstmals dort hinaufstieg. Es weht dort ein Hauch der Ewigkeit. Die mageren Bergwiesen sind umrahmt von uralten Felszacken. Ein Hochmoor, das Fülmoos, glitzert im Sonnenlicht. Auf einem Felsblock stand ein Steinbock, als ich mich daran machte, quer durch die Wiesen zurück in die Zivilisation abzusteigen. Im Fülmoos hockte eine fette Kröte, die dort oben trotz der harten Winter überleben kann.

Auf der Suche nach passenden Orten für neue Solarkraftwerke sind die Walliser auch auf der Mattwaldalp fündig geworden. Hier siehts ja eh niemand, wenn man grosse Flächen mit Solarpanels vollpflastert, werden sie sich gedacht haben. Deshalb haben die Solar-Planer schon mal einige Panels als Prototypen aufgestellt. Lange wurde gewerweisst, wie das aussehen würde. Jetzt kann man es sehen. Vorausgesetzt, man macht sich die Mühe und kraxelt zuerst 400 Höhenmeter querfeldein hinauf zur Mattwaldalp. Genau das habe ich gemacht.

Der Prototyp zeigt: Das wird eine massive Anlage. Die Metallträger sind mit Betonhaufen in der Wiese verankert. Die Panels sind mannshoch und rund zehn Meter breit. In engen Abständen stehen sie hintereinander. Wenn man die Mattwaldalp damit vollstellt, ist das Gelände für immer visuell und ökologisch schwer beschädigt. Dazu kommen Strassen, Stromleitungen und Seilbahnen.

Am 10. September stimmen die Walliser über die geplanten Solarkraftwerke ab. Pro Natura, die Grünen und der WWF sind dagegen, auch die Unterwalliser SVP. Pro Natura fordert, Solarpanels auf bestehende Bauten zu montieren, nicht auf Kosten der alpinen Wildnis. Die Mattwaldalp hat mich schon lange fasziniert. Wir sollten es nicht zulassen, dass die letzten unberührten Gegenden mit Kraftwerken verschandelt werden.

Fotos: Andreas Gossweiler

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