«Hent Glas»: Radeln in der Bretagne (Teil 2)

Die ehemaligen Schmalspurlinien des «Réseau Breton» wurden zu einem ausgedehnten Netz von Velowegen umgebaut, auf französisch «voies vertes» genannt, auf bretonisch «Hent Glas». Auf diesen Wegen kann man die Bretagne von Süd nach Nord und von Ost nach West durchqueren. Dieser Blogartikel stellt die Ost-West-Linie vor – ein 130 Kilometer langer Veloweg. Er beginnt im früheren Wallfahrtsort Saint-Méen-le-Grand mit seiner schönen gothischen Kirche. Die Züge des «Réseau Breton» fuhren noch etwa zehn Kilometer weiter bis zum Bahnhof La Brohinière an der SNCF-Strecke Rennes – Brest. Die Strecke von La Brohinière bis Saint-Méen war mit drei Schienen ausgerüstet, so dass die Schmalspurzüge des «Réseau Breton» und auch die Normalspurzüge der SNCF verkehren konnten. Die Normalspurschienen blieben auf diesem Abschnitt bis heute erhalten. Um den Veloweg zu finden, fährt man von Saint-Méen ein Stück weit auf der Strasse Richtung Merdrignac. Kurz nach der Brücke über die Autobahn zeigt ein Wegweiser den Beginn der «voie verte».

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Viadukt bei Bon-Repos

Die Distanz von Saint-Méen bis Loudéac beträgt 58 Kilometer – eine gute Tagesetappe. Die Landschaft ist beschaulich und ruhig, die Linie weist keine grossen Steigungen auf. Loudéac eignet sich gut als Etappenziel, es gibt zwei Hotels und Restaurants. Früher war Loudéac ein Bahnknotenpunkt, doch die SNCF-Linie und die Schmalspurbahn nach Moncontour sind ebenfalls stillgelegt. Auch die historischen Züge im ehemaligen Lokschuppen des «Réseau Breton» können nicht mehr verkehren, weil die SNCF-Linie baufällig geworden ist.

Die 72 km lange Strecke von Loudéac nach Carhaix weist bei der ehemaligen Abtei von Bon-Repos ein landschaftliches Highlight auf: Hier verläuft die Linie durch das Tal des Flüsschens Blavet. An diesem idyllischen Ort bauen Eisenbahnfreunde die Linie des «Réseau Breton» auf einigen Kilometern wieder auf. Sie haben alte Lokomotiven und Wagen hergeschafft, die hoffentlich in ein paar Jahren wieder von Gouarec bis Bon-Repos durch das Blavet-Tal rollen können. Der Veloweg verläuft direkt neben der wiederaufgebauten Bahnlinie. In Carhaix empfiehlt sich die Übernachtung im Hotel Noz Vad – das angenehmste Hotel, das ich in der Bretagne finden konnte.

Von Carhaix aus kann man nach Morlaix oder Rosporden fahren (siehe Teil 1) oder weiter westlich auf der alten Bahnlinie entlang dem Canal de Nantes à Brest bis Pont-Triffen (mehr dazu in Teil 3). Zudem befahren SNCF-Züge die ehemalige Strecke des «Réseau Breton» von Carhaix nach Guingamp an der Linie Brest – Rennes.

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Fotos: Andreas Gossweiler

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