Walliser Suonen (Teil 14): Turtmanntal

Mit einem schönen Wasserfall stürzt sich die Turtmänna in die Rhoneebene, bevor sie das stattliche Dorf Turtmann durchfliesst. In verschiedenen Höhenlagen bringen auf beiden Seiten des Turtmanntales Suonen Wasser auf die Wiesen der Dörfer Unter- und Oberems sowie Ergisch. Im unteren Teil ist das Turtmanntal eng, steil und dicht bewaldet. Doch wenn man zu den Alpen auf rund 1800 Meter aufsteigt, wird das Tal weit, und man geniesst ein fantastisches Panorama auf Dreitausender-Gipfel. Eine der untersten Suonen, die Fätschi, floss früher bis nach Turtmann, heute bewässert sie die Wiesen von Fätsch, die ihr den Namen gaben. Ein bisschen weiter oben liegt die Leiggeru, die Wiesen der Gemeinde Leuk im Rhonetal bewässerte. Der genaue Verlauf der Leiggeru ist nicht völlig bekannt, sie ist seit längerem stillgelegt.

Nur für Schwindelfreie: Die Ergischer Suone

Die unterste Suone auf der rechten Seite des Turtmanntales ist die Riederu. Wie die Leiggeru besteht sie aus zwei parallel fliessenden Leitungen. Die Oberi Riederu floss früher bis zum Bahnhof Gampel-Steg. Die Querung des Tännbachs ist spektakulär: Bei einem Wasserfall führt eine Brücke die Wasserleitung über die schroffe Schlucht. Diese Passage ist unzugänglich, da sehr gefährlich.

Ein grösstenteils schöner Wanderweg führt weiter oben der Ergischer Wasserleite entlang. Heute verzweigt sie sich oberhalb Ergisch, früher führten vermutlich zwei parallele Leitungen bis in die Schlucht des Turtmanntales. Die Ergischer Suone enthält einige spektakuläre Stellen, die vermutlich nur für Schwindelfreie geeignet sind. Gefährlich ist die Querung einer steilen Geröllhalde weit hinten im Tal. Bei der Begehung im Frühling 2017 ging ich dort nur mit Bedenken durch. Es gibt dort keinen Weg, oder falls es einen Weg gab, ist er völlig verschüttet. Mit Kindern würde ich dort auf keinen Fall durchgehen, das wäre viel zu riskant.

In wunderschöner alpiner Landschaft: Die Gadu-Suone

Wenn man noch eine «Etage» aufsteigt, kommt man in eine wunderschöne alpine Landschaft. Die höchste Wasserleitung auf der linken Seite des Turtmanntales ist die Gadu-Suone. Sie zapft auf 2186 Metern das Wasser des Vorderen Borterbaches an und leitet es zur Alp Vorsass. Früher floss sie zwei Kilometer weiter zur Alp Flesch.

Eine tolle Panoramasuone ist auch die Blyschi auf der anderen Seite. Sie bezog das Wasser ebenfalls aus einem Seitental der Turtmänna, nämlich aus dem Blyschbach. Sie brachte Wasser auf die Wiesen des Maiensässes Obermatten oberhalb Ergisch, das auf 1550 Metern liegt. Mehrere hundert Meter fiel sie durch ein steiles Couloir ab. Der Wanderweg ist signalisiert ab Obermatten. Weiter oben, auf rund 1900 Metern, liegen noch zahlreiche ausgehöhlte Baumstämme entlang der Blyschi, in denen früher das Wasser durch felsige Partien geleitet wurde. Das ist eindrücklich. An keiner anderen Walliser Suone sieht man so viele alte Holzkanäle. Wie riesige Mikadostäbchen liegen sie im Wald und vermodern langsam. Sie zeigen, wie mühsam der Bau und der Unterhalt dieser Wasserleitung war, die schon vor längerer Zeit aufgegeben wurde. Beim Besuch der Blyschi im Sommer 2016 musste ich kurz vor dem Ziel umkehren. Denn die sorgfältig montierten Stahltreppen bei Blyschbach waren durch Lawinen oder Felsstürze beschädigt und nicht mehr begehbar. Ob der Wanderweg seither repariert wurde, weiss ich nicht.

Zahlreiche alte Holzkanäle der alten Blyschi liegen im Wald

Fotos: Andreas Gossweiler

Über agossweiler

Journalist
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