Schätze aus dem Grand Hotel Palace (Lugano)

Palace1In den 1980er Jahren gab es nicht nur Nena, Depeche Mode und Gorbatschow, sondern auch jede Menge grossartiger Baudenkmäler des 19. Jahrhunderts, die leer standen. Oft war es kinderleicht, reinzukommen. Die Türen standen buchstäblich weit offen. Das war so beim Gaswerk Schlieren, beim Basler Schlachthof und auch beim Grand Hotel Palace in Lugano.

Das Grand Hotel Palace war ein riesiger Kasten direkt am See. Die Frontseite mit den fantastischen Karyatiden, die den Haupteingang stützten, war 1984 verrammelt. Aber auf der Seite konnte man problemlos eintreten. Im Erdgeschoss sah man noch deutlich die Gewölbe des alten Klosters, das den Kern des Hotelgebäudes bildete. Ein Seitenflügel war eingestürzt, doch der grösste Teil der Substanz war intakt. Ich stieg die Treppen hoch bis in den vierten Stock. Dort befanden sich Zimmer für die Hotelangestellten. In einem Zimmer lag eine schöne Auswahl an Zeitschriften aus den 1950er Jahren. Offenbar war das Zimmer seither nicht mehr benützt worden. Ich erlaubte mir, ein paar dieser Zeitschriften mitzunehmen. Leider habe ich später einen Teil davon weggegeben. Aber einige Seiten aus einer amerikanischen Frauenzeitschrift habe ich behalten.

 

Palace2«The Archbishop’s Dilemma» lautete der Titel eines Fortsetzungsromans in einer Frauenzeitschrift. Zur Story gehörten ganzseitige Farbillustrationen, von einem talentierten Grafiker gemalt, vermutlich auf der Basis von Fotos. Ein Bild zeigt ein Paar, der Mann schaut nachdenklich zu Boden, die Frau lächelt keck unter ihrem weissen Sonnenhut hervor. Das Layout ist innovativ: Das Paar ist in einem kreisförmigen Ausschnitt zu sehen, und ein sakrales Gefäss des Erzbischofs ist darüber montiert.

Palace3Ähnlich aufgebaut ist eine weitere Illustration zu einer anderen Fortsetzungsgeschichte. Vom Titel der Story ist nur das Wort «Romantic» übrig geblieben. Vielleicht steckt der Rest noch irgendwo in meinem Estrich.

Repros: Andreas Gossweiler

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Eine Antwort zu Schätze aus dem Grand Hotel Palace (Lugano)

  1. der Muger schreibt:

    Das Grand Hotel Palace wurde damals von den beiden obwaldner Pionieren Franz Josef Bucher und Josef Durrer gebaut. Die beiden haben auch den „Bürgenstock“ erfunden und bebaut…
    liebe Grüsse vom Muger

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