Spektakulär kommt die neue «Emma» daher. Die Schlagzeile auf der Titelseite lautet: «Ich kaufe keine Frauen!» Abgebildet ist der 23-jährige Student Hans Broich. Er hat das «Zéromacho»-Manifest unterschrieben. Das ist eine Petition, die das Verbot der Prostitution verlangt. Erfunden wurde sie vom belgisch-französischen Filmemacher Patric Jean.
Das Besondere an «Zéromacho» ist, dass die Bewegung von Männern gestartet wurde und dass alle Unterzeichner Männer sind. Ich finde diese Idee grossartig. Denn bisher wurde die Debatte um Prostitution von feministischen Publizistinnen wie Alice Schwarzer dominiert. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Schliesslich sind die meisten Prostituierten weiblichen Geschlechts, und sie sind deshalb in erster Linie die Leidtragenden. Und schliesslich bildet die Prostitution die Machtverhältnisse der Gesellschaft deutlich ab.
Doch das Thema Prostitution betrifft selbstverständlich die Männer genau so sehr wie die Frauen. Männer sind Kunden der Prostituierten. Und darum kommt die «Zéromacho»-Initiative genau zur richtigen Zeit. Denn es sind vor allem Männer, die immer noch Mythen verbreiten wie die Vorstellung, Prostitution sei «das älteste Gewerbe der Welt».
«Zéromacho» bezeichnet die Prostitution hingegen als «Markt des Elends» und fordert die Bestrafung der Freier, wie das in Schweden seit einigen Jahren eingeführt wurde. «Lasst uns eine Welt schaffen, in der niemand mehr auf die Idee kommt, sich den Zugang zum Körper eines anderen kaufen zu können», rufen die «Zéromacho»-Gründer auf. Das mag utopisch klingen. Prostitution wird man vermutlich nie ganz verhindern können. Aber das ist kein Grund, um sie zu akzeptieren, genauso wenig wie Verstösse gegen Verkehrsregeln, Diebstahl oder irgendwelche andere kriminelle Verhaltensweisen.
Die Unterzeichner des «Zéromacho»-Manifests wollen ihre Sexualität nicht in Form von Geschäftsbeziehungen ausleben, sondern als menschliche Beziehung, die die Freiheit und das Begehren der Partnerin oder des Partners respektiert. Der Vorstellung, dass Prostituierte sich freiwillig verkaufen würden, hält das Manifest entgegen: «Wer ist frei in der Prostitution? Wer hat die Wahl? Wer sucht sein Vergnügen, ohne sich um dasjenige des anderen zu kümmern? Nur derjenige, der die Macht und das Geld hat.»
Hans Broich sagt im Interview mit «Emma»: «Prostitution ist in meinen Augen gleichzeitig Auswuchs und Förderer von Sexismus.» Von sich sagt Hans: «Ich möchte keinem anderen Menschen auf diese Weise begegnen.»
Mutig und nötig, Zéromachos braucht die Welt!
Dass dieses Männermanifest heute ins Leben gerufen wurde, ist eine wichtige Sache , vor allem für eine neue BewusstseinsEbene ; doch letztlich geschuldet ist sie dem hartnäckigen und beständigen Hinweisen und dem Kampf der Frauenbewegungen gegen das verheerende Instrument Prostitution. Ohne diese weltweiten Bemühungen von Feministinnen , die dafür seit Beginn der Frauenbewegung schon im 19. Jahrhundert viel Häme, Abwertung, Unverständnis und Hass ernten mussten, gäbe es keine Diskussion, so, wie sie heute in der breiten Öffentlichkeit geführt wird und endlich auf Verständnis und Zustimmung trifft. Als Abolitionismus wird in der Geschichte der Frauenbewegung eine soziale Bewegung genannt . Schon damals legten die Frauen Wert darauf, die sog. Freier bzw. das sog. Freiertum , Mädchen- und Frauenhandel kritisch zu hinterfragen . Ein langer und steiniger Weg ! „Der Konsument ist natürlich der Mann, es ist unsere Pflicht, unseren Söhnen und Männern und allen Männern, mit denen wir zu tun haben, zu verstehen zu geben …und dass die Konsumenten zu boykottieren sind.“ (Berta Pappenheim, 1923) Gegen die Unwürde der Frau / Josephine Butler – http://diestandard.at/1768039/Geschichte-Gegen-die-Unwuerde-der-Frau