Mit einer vierteiligen Serie hat der «Spiegel» die Folgen der Digitalisierung auf die Wirtschaft beschrieben. Am spannendsten fand ich den dritten Teil mit dem Titel «Der Sieg der Algorithmen». In diesem Artikel erwähnt der «Spiegel» eine wissenschaftliche Studie, die zum Schluss kommt, dass die Hälfte aller Jobs innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahrzehnte durch die Digitalisierung gefährdet sei.
Erstellt wurde die Studie durch die Wirtschaftswissenschaftler Michael Osborne und Carl Benedikt Frey von der Oxford University. Witziger Typ übrigens – Osborne beklagt sich in seinem Newskanal, dass er bei einem Fernsehinterview das Wort «Algorithmus» nicht verwenden durfte. Die beiden Forscher warnen: So schnell wie alte Arbeitsplätze wegen des Internets wegfallen, können keine neuen Jobs entstehen.
Osborne und Frey haben eine beeindruckend genaue Forschungsarbeit geschrieben. Sie untersuchten genau 702 Berufsbilder und errechneten bei jedem, wie gross die Gefahr ist, dass diese Berufe durch, naja, eben Algorithmen ersetzt werden. Das Fazit: «According to our estimates, about 47 percent of total US employment is at risk.»
Jobs in der Logistikbranche, Büros und Industrie seien von der Automatisierung am meisten bedroht. Zum Beispiel wegen der Entwicklung von selbstfahrenden Autos. Und Roboter werden vermehrt in Fabrikhallen Einzug halten. Auch viele Stellen im Verkauf, in der Raumpflege und auf dem Bau könnten wegfallen. Haushaltroboter und automatisierte Supermärkte, aber auch vorfabrizierte Bauelemente fressen in diesen Bereichen Jobs weg. Hingegen sind Stellen im Management und im Finanzbereich weniger gefährdet, weil Computer diese Aufgaben in absehbarer Zeit nicht übernehmen können. Das Gleiche gilt laut den Forschern für Berufe in der Erziehung, Medizin, Kunst und Medien. Auch die Arbeit der Ingenieure, Anwälte und Wissenschaftler erfordert zuviel Kreativität, als dass sie automatisiert werden könnte.
Zusammengefasst sagen die Forscher voraus, dass Computer vor allem schlecht qualifizierte und schlecht bezahlte Jobs überflüssig machen werden.
Besonders spannend finde ich die Tabelle am Schluss der Studie mit den 702 Jobs. Die Tabelle beginnt bei 0 («not computerisable») und geht stufenweise bis zum Wert 1 («computerisable»). Nicht ersetzbar durch Computer sind demnach Berufe wie Sozialarbeiter, Ernährungsberater, Chirurgen, Zahnärzte und Sporttrainer. Stark gefährdet sind dagegen Jobs wie Finanzanalysten, Supermarktkassiererinnen, Zahntechniker, Köche und Postbeamte. Eine faszinierende Liste, die ich stundenlang studieren könnte.