Schiffe und Eisenbahnen passen gut zusammen – beide können grosse Gütermengen und viele Fahrgäste transportieren. Deshalb hat jeder grössere Hafen einen Schienenanschluss. Die meisten liegen aber seit Jahren brach. Das ist schade. Denn wenn man eine Schiffsreise machen möchte, ist es sehr praktisch, wenn man mit dem Zug direkt bis zum Hafen fahren kann. Bis zum ersten Weltkrieg fuhren Züge der Compagnie Générale Transatlantique von Basel direkt bis zur Gare Maritime von Le Havre. Und mit dem legendären Zug namens Night Ferry konnte man Ende der 1960er Jahre ohne umzusteigen direkt von Basel bis nach London fahren. Der Hafen von Calais ist mit Bahngleisen bestens erschlossen. Diese rosten jedoch vor sich hin und wurden offensichtlich schon lange nicht mehr von Zügen befahren.
In Livorno stand vor einigen Jahren ein reizvolles kleines Tempelchen an der Hafenbahn. Vermutlich diente es als Unterstand für den Mann, der die Barriere rauf- und runterlassen musste, wenn ein Zug zum Hafen fuhr. Inzwischen wurde das Tempelchen leider abgerissen und durch ein gesichtsloses Betonbauwerk ersetzt.
Auch in Toulon gibt es einen Gleisanschluss zum Hafen. Unkraut wächst zwischen den Schienen, und ein Zaun versperrt die Durchfahrt.
Viele Gleise führen zu den alten Lagerhäusern am Hafen von Calais, doch Züge sind weit und breit keine zu sehen.
Auch der kleine Hafen von Caernarvon in Wales besass früher einen Schienenanschluss. Hier wurden grosse Mengen von Schieferplatten verladen, das wichtigste Exportprodukt von Nordwales. Heute sind die Schienen überteert.
Der Clou der Hafenbahn von Bari: Das ebenfalls stillgelegte Bahngleis ist von Hunderten von violetten Windenblüten übersät. Die Natur sorgt für Farbtupfer mitten im Verfall.
Das Ufer der Schelde in Antwerpen ist ein beliebter Ort für Spaziergänge. Die Hafenbahn wird nicht mehr befahren.
Eine der attraktivsten Hafenbahnen führt zum Passagierhafen von Ancona. Hier fahren täglich grosse Schiffe nach Albanien, Griechenland und Kroatien ab. Direkt neben dem Passagierterminal liegt die «Stazione Marittima» von Trenitalia. In wenigen Minuten fuhren von hier Regionalzüge praktisch im Schritttempo direkt zum zentralen Bahnhof von Ancona. Seit Januar 2016 ist damit leider Schluss. Die Begründung: Die Niveauübergänge seien zu gefährlich. Das riecht nach Ausrede. Kleiner Trost, ich war wenigstens mit dem Fotoapparat rechtzeitig zur Stelle.
Fotos: Andreas Gossweiler