Walliser Suonen (Teil 10): Gredetschtal

Das Walliser Bergdorf Mund ist bekannt für seine Safranfelder. Eine weitere Spezialität des Dorfes Mund: In keiner anderen Walliser Gemeinde gibt es soviele Suonen. Nicht weniger als neun parallele Wasserleitungen bringen das kühle Nass aus dem tief eingeschnittenen Gredetschtal auf die Felder von Mund. Einige dieser Leitungen gehören zu den spektakulärsten Suonen, die man im Wallis bestaunen und begehen kann. Allerdings fliesst das Wasser des Mundbachs seit 1998 durch einen Stollen aus dem Gredetschtal nach Mund. Nach dem Bau des Stollens wurden alle Suonen im Gredetschtal stillgelegt. Das ist zwar schade, aber verständlich, denn der Unterhalt der Wasserleitungen in der steilen Schlucht war extrem aufwändig und gefährlich. Immerhin konnte die Eidgenössische Naturschutz- und Heimatschutzkommission durchsetzen, dass zwei Suonen, die Wyssa und das Stigwasser, weiterhin auf der ganzen Länge Wasser führen und für Wanderer begehbar bleiben.

Alter Holzkännel der Wyssa im Gredetschtal

Alter Holzkännel der Wyssa im Gredetschtal

Die Wyssa ist die oberste und die spektakulärste Munder Suone. Wer sie begehen möchte, muss schwindelfrei sein, denn die Wasserleitung führt mitten durch senkrechte Felswände. In den 1920er Jahren wurden die gefährlichsten Stellen entschärft, indem 16 Tunnels durch die Felsen getrieben wurden. Vorher floss das Wasser durch 200 ausgehöhlte Baumstämme, die an die Felsen gehängt waren. Einige dieser Holzkännel sieht man heute noch, nur schon der Anblick ist haarsträubend. Der Wanderweg führt aber zum Glück nicht über die Holzkanäle, sondern durch die Tunnels. Die Wyssa fliesst bis zum Weiler Bodma. Es lohnt sich, die Wanderung dort zu beginnen, denn bei Bodma wurden vor einigen Jahren neue Holzkanäle an einem Felsen montiert, über die man spazieren kann.

Seit dem Stollenbau zerfällt die Niwa

Seit dem Stollenbau zerfällt die Niwa

Die Niwa wurde in den 1920er Jahren ebenfalls ausgebaut. «Vorher wurde das Wasser dieser Leitung über die schauerlichsten Felsen und Abgründe durch Kennel geführt, wie das früher allgemein üblich war», schrieb der Munder Pfarrer Alois Seematter im Jahr 1922. Seit diesem Ausbau führte die Niwa auch das Wasser der weiter unten liegenden Suonen Steiwasser und Mittelwasser nach Mund, die 1922 aufgelassen wurden. Nach dem Bau des Stollens wurde die Niwa ebenfalls stillgelegt. Da sie am Zerfallen ist, ist die Begehung heute nicht mehr möglich.

Die nächst untere Suone, das Stigwasser, führt wie erwähnt immer noch ein wenig Wasser für die Touristen, obwohl die Bauern sie seit dem Stollenbau nicht mehr brauchen. Technisch ist das Stigwasser nicht besonders spannend, es ermöglicht aber eine schöne Rundwanderung ins Gredetschtal in Kombination mit der Wyssa. Die Badneri ist nur zwischen Lalden und dem Weiler Unneri Warbflie begehbar. Zwischen der Warbflie und Mund fehlt ein Weg, und oberhalb Mund ist die Badneri ebenfalls stillgelegt.

Stimmungsvoll fliesst die Obersta im Gredetschtal nach Birgisch

Stimmungsvoll fliesst die Obersta im Gredetschtal nach Birgisch

Auch auf der linken Seite des Gredetschtals finden sich spannende Suonen. Sie leiten das Wasser des Mundbachs zu den Wiesen des Dorfes Birgisch. Früher flossen sechs parallele Suonen in die Richtung von Birgisch. Für Suonenwanderungen ist die Obersta besonders geeignet – wie der Name sagt, ist sie die oberste Wasserleitung von Birgisch. Auch bei der Obersta wurden an den gefährlichsten Stellen in den 1930er Jahren Tunnels gebohrt. Gleichzeitig wurde die zweitoberste Suone, die Gärtjeri, im Gredetschtal stillgelegt. Sie erhält seither ihr Wasser von der Obersta. Die Grossa und die Understa wurden 1970 saniert und ebenfalls zusammengelegt. In der Wanderkarte ist ein Weg zwischen Grossa und Understa eingezeichnet, dieser ist jedoch am Zuwachsen und deshalb eher unkomfortabel.

GredetschPlan

Fotos: Andreas Gossweiler

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