Ganz egal, welche apokalyptischen Entwicklungen im Raum stehen: In fünfzehn Jahren ist es soweit. Das wollen Experten wissen. Immer wieder nennen sie diesen Zeitraum. Zum Beispiel prognostizierte letztes Jahr ein Ökonom, den Euro gebe es in fünfzehn Jahren nicht mehr.
Immer wieder gerne protokolliert wird auch die Prognose von Medienexperten und Digital-Aposteln, wonach es in fünfzehn Jahren keine Zeitung mehr geben wird. Andere Quellen nennen zehn oder zwanzig Jahre, was im Schnitt aufs gleiche herauskommt: In fünfzehn Jahren ist es aus.
Virtuos hat der Computerwissenschaftler Jaron Lanier die so beliebten Fünfzehn-Jahr-Prognosen entlarvt. In einer Fussnote auf Seite 296 seines Buches «Who Owns The Future?» schreibt Lanier:
«There’s a wise old joke that if a programmer thinks a project will be done in two weeks, that really means „I have no idea.“ If he says it’ll take a year, then that might be right. „Two weeks“ is how uncertainty reads inside a programmer’s brain.
In the realm of big real-world problems, I often hear my fellow technologists declare that a solution of transformation will occur in fifteen or twenty years. That is like „two weeks“. If you hear a date like 2030 as the expected time frame for solving global warming or water shortages throught quick tech fixes, be worried. That sense of timing is usually just a way of saying we have no idea how long it will take.»
Wenn Experten uns also weismachen wollen, dass wir in fünfzehn Jahren keine Zeitungen mehr lesen können oder nicht mehr mit Euros zahlen dürfen, heisst das eigentlich nichts anderes als: Die Experten haben eigentlich keine Ahnung, wann es soweit ist.
Jaron Lanier: «Who Owns The Future?» Simon & Schuster 2013