Vorbemerkung: Die nachfolgend beschriebenen Kehrwasser- und Bitscheri-Suonen sind gefährlich, das Begehen ist nicht zu empfehlen.
«Wandern, wo einst der Tod drohte», titelte der Bund 1996, als der Massaweg eröffnet wurde. Der Massaweg folgt dem Verlauf der früheren Riederi-Suone durch die tief eingeschnittene Massaschlucht. Mit viel Sprengstoff wurde der Wanderweg aus den Felsen gesprengt. Der Vorteil: der Weg ist jetzt bequem und gefahrlos begehbar (und er wird auch viel begangen). Der Nachteil: von der ehemaligen Riederi-Suone sieht man fast nichts mehr. Doch die Riederi war nicht die einzige Suone, die das Wasser der garstigen Schlucht anzapfte. Wer unverfälschtes Suonen-Feeling erleben will, steigt an einer anderen Stelle in die Schlucht ein.
Die unterste Suone in der Massaschlucht ist das Kehrwasser. Diese Wasserleitung ist viel kürzer als die Riederi, aber mindestens so tödlich. Die Zeitschrift Science Monthly berichtete im Jahr 1884: «At one point on the Kehrwasser three men have been killed, within twenty-five years, by falling into the gorge.» Das Kehrwasser brachte Wasser auf die Wiesen der Massegga oberhalb Naters. Beim Eingang in die Schlucht verläuft die Suone durch einen kurzen Tunnel. Bevor der Tunnel existierte, floss das Wasser in einem Holzkanal durch eine senkrechte Felswand. Ist der Tunnel durchquert, gelangt man auf der Suone mitten in die Massaschlucht. Die Mauern der früheren Wasserleitung sind noch gut erhalten, aber an einigen Stellen ist die Suone mit Geröll verschüttet, was die Begehung gefährlich gestaltet. Ausrutschen liegt nicht drin und wäre fatal, denn das Kehrwasser verläuft mitten durch senkrechte Felswände. Doch der Blick in die Massaschlucht ist viel eindrücklicher als beim Massaweg.
Spannend – und gefährlich – ist auch die Bitscheri. Wie der Name sagt, bringt die Suone Wasser auf die Felder der Gemeinde Bitsch. Sie ist immer noch aktiv. Beim Weiler Flesche auf 1100 Meter verzweigt sich die Suone: ein Teil des Wassers fliesst zum Dorf Bitsch hinunter, der zweite fliesst waagrecht weiter. Bei der Flesche beginnt der spektakuläre Teil der Bitscheri – sie biegt in die Massaschlucht ein. Heute verläuft die Bitscheri durch mehrere, zum Teil ziemlich lange Tunnels. Vor dem Bau der Tunnels durchquerte die Wasserleitung schauerliche Felswände – ein Alptraum für die Bauern, die sie reparieren mussten. Aber auch die Tunnels sind für Wanderer heute noch gefährlich. Da weiter oben ein Stausee liegt, muss man jederzeit mit einem Wasserschwall rechnen. Und es ist eine äusserst unangenehme Vorstellung, mitten im engen Tunnel von einem Wasserschwall überrascht zu werden.
500 Meter weiter oben floss früher die Oberriederi. Auch hier gibt es einen Weg, der dem Verlauf der Wasserleitung folgt. Von der Leitung ist aber fast nichts mehr zu sehen, denn sie wurde schon lange aufgelassen. Dafür bietet der Weg eine schöne Aussicht. Auf 1600 Metern Höhe, oberhalb Oberried, zeigen einige rekonstruierte Holzkännel, wo früher das Wasser der Oberriederi floss.
- Kehrwasser-Suone bei der Massegga
- Verlauf der Kehrwasser-Suone am Waldrand
- Eingang der Massaschlucht. Die Röhre brachte das Wasser der Suone auf die andere Seite der Schlucht
- Heiligenfiguren in Kapelle beim Eingang zur Massaschlucht
- Tunneleingang des Kehrwassers
- Gut erhaltene Mauer des Kehrwassers in der Massaschlucht
- Gefährlich: Verschüttete Stelle des Kehrwassers
- Kehrwasser in der steilen Massaschlucht
- Die Bitscheri-Suone
- Die Bitscheri-Suone bei der Flesche
- Massaschlucht bei der Flesche
- Tunneleingang der Bitscheri-Suone in der Massaschlucht
- Tunnel der Bitscheri-Suone
- Bitscheri-Suone in der Massaschlucht
- Tunnel der Bitscheri-Suone. Hoffentlich kommt kein Wasserschwall
- Ende des Tunnels: Beim orangen Schieber floss das Wasser der Massa in die Bitscheri-Suone
- Blick in die Massaschlucht von der Bitscheri-Suone
- Blick auf Flesche von der Riederi (Massaweg)
- Rekonstruierte Holzkännel der alten Riederi-Suone (Massaweg)
- Gefährliche Suone: die Riederi in der Massaschlucht
- Die alte Riederi-Suone, heute Massaweg, in der Massaschlucht
- Kännel in luftiger Höhe: die alte Oberriederi-Suone auf 1622 Metern Höhe
- Suone mit Aussicht: die Oberriederi
- Blick auf Flesche von der Oberriederi
Fotos: Andreas Gossweiler