Bahnradweg Hessen, Teil 2: Rhön

Milseburg-Radweg

Nachdem wir im ersten Teil dieser Miniserie den Vogelsberg kennen gelernt haben, gehts jetzt nahtlos weiter in die Rhön, eine ebenso schöne und ruhige Landschaft. Gegenüber des prächtigen Bahnhofs von Bad Hersfeld fuhren bis 1993 die Züge der Hersfelder Kreisbahn ab. Ihr Ziel: Heimboldshausen im Werratal. Die Teilung Deutschlands verhalf der Hersfelder Kreisbahn zu einem neuen Leben. Weil die Grenzziehung die Transportwege der zur BRD gehörenden Kalibergwerke im Werratal unterbrochen hatte, kam nur der Weg über die Kreisbahn in Frage. Nach der Wiedervereinigung war das nicht mehr notwendig, und die Kreisbahn wurde geschlossen. Zwischen Bad Hersfeld und Schenklengsfeld wurde statt der Gleise ein schöner Radweg gebaut. Bis Heimboldshausen und weiter bis Philippsthal kann man ebenfalls Radwege benützen, wenn auch nicht auf alten Bahntrassen.

Von Philippsthal bis Wüstensachsen verläuft ein sehr schöner Radweg im Tal der Ulster. Auch dieser Radweg nutzt nicht durchgängig die alte Bahntrasse. Der Grund dafür ist ebenfalls in der Grenzziehung zwischen BRD und DDR zu suchen. Denn die Ulstertalbahn wurde bereits in den 1950er Jahren stillgelegt. Dies, weil sie mehrmals durch die Grenze unterbrochen wurde. Das ist zwar heute nicht mehr der Fall, doch wegen der Eigentumsverhältnisse war es offenbar nicht möglich, den Radweg durchgehend auf der Bahntrasse anzulegen. Dennoch ermöglicht dieser Radweg eine genussvolle Tour durch die ruhige, hügelige Landschaft der Rhön. In Wenigentaft verzweigen sich weitere Radwege nach Hünfeld und Oechsen, die ich nicht ausprobiert habe.

In Hilders zweigt eine spektakuläre Veloroute ab: der Milseburg-Radweg. Die Linie verläuft in westlicher Richtung bis zum ehemaligen Bahnhof Milseburg. Dort beginnt der 1172 Meter lange Milseburgtunnel. Leider ist dieser Tunnel nur im Sommer geöffnet. Weil Fledermäuse beschlossen haben, den Tunnel für ihren Winterschlaf zu benützen, ist er zwischen dem 1. November und Mitte April geschlossen. Für Velofahrer bedeutet dies den Aufstieg zur Passhöhe und die Abfahrt auf schlecht signalisierten, holprigen Waldwegen auf sich zu nehmen. Auf der Ostseite des Milseburgtunnels wird man belohnt mit einer zügigen Talfahrt bis nach Götzenhof, wo die Bahnlinie nach Hilders von der Linie Frankfurt – Göttingen abzweigte. Von Götzenhof ist es nicht weit bis zur Barockstadt Fulda.

Fotos: Andreas Gossweiler, November 2023

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