Anfang der 1980er Jahre fiel mir Isolde Schaad mit überrdurchschnittlich witzigen Artikeln im «Tages-Anzeiger» auf. Im Oktober 1981 schrieb sie im Kulturteil über die Nuklearausstellung «Nuclex» in Basel so, wie wenn es eine Kunstausstellung wäre:
Wie die Naturvölker ihre Ängste mit Totems und Fetischen bannen, der unbekannten Grösse eine Form verpassen, um sie zu beschwören, so bändigt die Atomkunst den Faktor X mit magischen Namen wie «kontinuierlich arbeitende Schneckenverdampfer» oder «Rippenrohre für trockene Rückkühlung».
Ich habe mich immer wieder an diesen Artikel erinnert. Und so kaufte ich das neuste Buch von Isolde Schaad. Und war nicht enttäuscht. Die Zürcher Autorin hat ihre Lust an kuriosen Formulierungen nicht verloren. Und sie schreibt weiterhin gekonnt über Design, nur diesmal eingebettet in Erzählungen wie die der grünen Nationalrätin Helen Grossniklaus und ihres Partners:
Sie würde Uwes Militärschuhe ins Brockenhaus bringen. Ungefragt. Vor der nächsten Wanderung wird sie ihm samtene Waldläufer präsentieren. Die sind zwar weniger robust, aber ansehnlicher als sogenannte Qualitätswanderschuhe mit ihrem Anspruch auf Leistung. Qualitätswanderschuhe sehen nach Müssen aus, nach dem ewigen Muss zur Ertüchtigung. Gab es denn keine stilbewussten Schuhmacher oder wenigstens Pazifisten unter den Sportschuh-Designern?
Isolde Schaad: «Giacometti hinkt», Limmat Verlag 2019