Auf der neuen Hunderternote: Der Bisse d’Ayent

Ab sofort zahlt man in der Schweiz nicht mehr mit dem «Giacometti», sondern mit der neuen Hunderternote, auf der die Wasserleitung «Bisse d’Ayent» zu sehen ist. Diese 12 Kilometer lange Wasserleitung geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Sie zapfte das Wasser der Lienne an, unterhalb der heutigen Staumauer von Tseuzier. Heute fliesst das Wasser nur noch im unteren Teil des Bisse d’Ayent. Das Wasser kommt aus der Kraftwerkleitung bei Samarin.

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Die Leitung wurde von der Gemeinde Ayent erbaut. Zwei Siebtel des Wassers gehören dem benachbarten Dorf Grimisuat. Die Wanderung entlang der Bisse d’Ayent beginnt man am besten beim idyllischen Speichersee «Etang Long» (Bushaltestelle Arbaz, Café du Lac). Gemütlich führt der Weg entlang der Leitung durch Wiesen und Wälder. Nach ein paar Kilometern ist es schlagartig vorbei mit der Gemütlichkeit: Die Leitung biegt ein in die schauerliche Felswand des Torrent Croix. Hier floss das Wasser an einem aus Brettern gebauten Holzkanal, der von furchtlosen Menschen an die Felsen gehängt wurde. Diese Stelle ist auf der neuen Hunderternote zu sehen. Der Wanderweg – und die Wasserleitung – führt hier allerdings durch einen Tunnel. Die Bretter des Holzkanals wurden in den 1990er Jahren rekonstruiert, haben aber keine Funktion mehr als Wasserleitung.

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Weiter führt der Weg durch den dichten Tannenwald. Bei der Postautohaltestelle Ayent, Le Samarin-Eheley kreuzt der Bisse d’Ayent die Strasse nach Tseuzier. Wer nicht schwindelfrei ist, beendet hier die Wanderung am besten. Denn zwei Kilometer talaufwärts kommt die nächste gruselige Stelle: Hier durchquerte die Wasserleitung erneut eine riesige, senkrechte Felswand, die paroi des Follés. Allerdings gabs hier keinen Holzkanal, sondern die Leitung wurde aus der Felswand gepickelt.

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Weils so schön gruselig ist, noch eine Ansicht der paroi des Follés, diesmal ein Blick zurück, besonders eindrücklich im Nebel:

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Unterhalb der Alp Produssex steigt der Weg auf zur Staumauer von Tseuzier, wo das Postauto ins Tal zurück fährt. Die Bisse d’Ayent ging aber noch weiter. Nur ist die Begehung unkomfortabel, es gilt nämlich, einen Wasserfall zu durchqueren, der von Produssex hinunter fliesst. Das ist nicht ganz einfach, aber machbar.

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Der alte Bisse, der hier längst kein Wasser mehr führt, aber noch gut erhalten ist, wird jetzt ein wenig steiler, um einen tiefen Kessel zu überwinden, in dem das Restwasser der Liène einen schönen Wasserfall bildet.

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Bald kommt man zum Entsander mitsamt Schleuse an der Stelle, wo die Wasserleitung die Liène anzapfte. Selten sieht man bei Walliser Wasserleitungen eine so massiv und solide gemauerte Fassung. Die ganze Ausrüstung mitsamt den Handrädern für die Bedienung der Schleusen ist noch vorhanden und scheint nur darauf zu warten, dass der Suonenwärter kommt und das Wasser wieder in die Leitung fliessen lässt.

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Fotos: Andreas Gossweiler

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Journalist
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