Es gibt englische Gärten, französische Gärten, Schrebergärten, botanische Garten, Kräutergärten. Und es gibt Lausanne Jardins. Mit einem Garten im traditionellen Sinn haben die extra für diese Veranstaltung geschaffenen Werke meist wenig zu tun. Das ist das Tolle daran. Dieses Jahr kann man einen Spaziergang quer durch Lausanne unternehmen, vom Parc de Valency bis zum Parc Guillemin. Das ist praktisch, denn man kann bequem mit dem Trolleybus 9 vom einen Punkt zum anderen und zu allen Exponaten dazwischen fahren. Die Benützung des Bodens (utilisation du sol) ist heuer das übergreifende Thema.
Nr 15 – «L’eau et vous» Den Vogel abgeschossen haben die Gartengestalter auf der Place Saint-François vor der gleichnamigen Kirche. Alle paar Minuten schiessen mitten auf der Strassenkreuzung drei Fontänen in die Luft. Allerdings nur während der Grünphase der Fussgänger.
Nr 4 – «Place to live» Auf mehreren Stützmauern in der ganzen Stadt hat ein Künstlerduo Graffitis angebracht, die auf Pflanzen hinweisen, die in dieser Steinwüste irgendwie überleben. Da Lausanne an einem steilen Hang liegt, mangelt es nicht an hohen Stützmauern.
Nr 25 – «Une visite à la famille Mercier» Auf einer steilen Parzelle wollte Jean-Jacques Mercer Ende des 19. Jahrhunderts eine prächtige Villa bauen lassen. Doch Nachbarn, die sich ihren Panoramablick auf den Genfersee nicht verstellen lassen wollten, machten einen Strich durch die Rechnung. Gebaut wurde nur ein schöner Park. Während dieses Sommers deutet ein Gerüst die Umrisse der geplanten Villa an.
26 «Pranvera – Echo et la camera obscura» Wir sind immer noch in Merciers Park. Eine begehbare Camera Obscura zeichnet die Konturen des fantastischen Panoramas an die Rückwand.
27 – «Le ciné-parc de la terre» Gleich neben dem Mercier-Park steht eine Reihe grüner Autos auf einem Kunstrasen. Normalerweise ist es der Parkplatz der Kirche Saint-Jacques. Die Gartengestalter liessen sich von den amerikanischen Drive-In-Kinos inspirieren. Der «Film» ist das Panorama mit Genfersee und den Savoyer Alpen. In den Autos kann man ebenfalls Filme anschauen, doch in der Sommerhitze sind die Autos so aufgeheizt, dass ich darauf verzichtete.
21b – «Racines» Das Parkhaus Bellefontaine ist Schauplatz mehrerer Interventionen. Besonders witzig sind die Wurzeln des Baumes, der den Beton des Parkhausdaches durchbricht. Die Wurzeln weisen auf den jämmerlichen Park hin, der über dem Parkhaus angelegt wurde.
9 – «Kokedamas» Im Innenhof des Hochhauses, das der Tessiner Architekt Aurelio Galfetti in den 1980er Jahren baute, baumelt eine schön angeordnete Sammlung von Pflanzen.
Nr 12 – «Terreau incognito» Ein Hinterhof im Stadtzentrum ist so zubetoniert, dass man keine Chance hat, einen Garten zu bauen, bei dem die Pflanzen im natürlichen Boden wurzeln. Deshalb hat ein französisches Gartenbau-Team sich die Freiheit genommen, die Natur ganz frisch und frech neben und über den Beton-Elementen anzuhäufen.
Fotos: Andreas Gossweiler
Die Ausstellung «Lausanne jardins 2019» ist noch bis zum 12. Oktober zu sehen. Am besten kauft man das «Carnet de route / Roadbook» am Schalter der Touristeninformation im Bahnhof Lausanne (Fr. 15.–).