Walliser Suonen (Teil 18): Fieschertal

Bei Fiesch teilt sich das Rhonetal: rechts gehts zum Furkapass, links beginnt das vom Fieschergletscher geformte Fieschertal. Im unteren Teil ist es grün und lieblich, oben steil, felsig und schroff. Auf beiden Seiten flossen teils kilometerlange Suonen. Die höchsten liegen auf rund 2300 Metern und führen durch schwindelerregend steiles Gelände. Nur wenige Leitungen sind noch aktiv.

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Martisberger Leitung und Fieschergletscher

Auf der orografisch rechten Seite des Fieschertals gab es zwei parallel verlaufende Leitungen: die sieben Kilometer lange Lagger Wyssa und die Fiescher Wyssa, fünf Kilometer lang. Sie führten Wasser auf die Wiesen von Lax und Fiesch. Beide sind heute nicht mehr in Betrieb. Eine leichte Wanderung führt entlang der Laggera bis zum Milibach oberhalb Fiesch. Dort steigt man ab zur Fiescher Wyssa und kann entlang dieser Leitung weiter wandern bis zur früheren Fassung am Glingulwasser oder zurück nach Fiesch.

Viel weiter oben, auf 2000 bis 2300 Metern Höhe, floss früher die längste Suone der Region, die elf Kilometer lange Martisberger Wasserleite. Sie geht wie die Laggera auf das 14. Jahrhundert zurück. In der Galkina-Region zapfte sie Bergbäche an und floss durch steiles Gelände über die Fiescheralp bis oberhalb des Dorfes Martisberg. Der Unterhalt war sehr aufwändig und gefährlich. Deshalb wurde sie vor rund 50 Jahren aufgelassen. Heute kommt das Wasser für Martisberg und die Alpen im Aletschgebiet aus einem Stollen. Unterhalb der Fiescheralp führt ein schöner Wanderweg entlang der früheren Martisberger Wasserleitung. Weiter oben ist diese Suone nicht mehr begehbar, aber stellenweise sind die eindrücklichen Reste im steilen Gelände noch gut sichtbar.

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Alter Holzkanal der Bellwalderi

Die unterste Suone auf der rechten Seite des Fieschertals ist die Bregera. Ihre Fassung lag beim Weiler «Zer Brigga» am Wysswasser. Sie kreuzte die Furkabahn und bewässerte die Wiesen oberhalb Fiesch. Zwischen Fiesch und Wichel verläuft heute ein Spazierweg auf dieser stillgelegten Suone. Ungefähr 100 Meter weiter oben fliesst das milchig-weisse Chenwasser, es kam früher aus der Schlucht des Wysswassers. Dieser gefährliche Teil ist heute aufgelassen, das Wasser kommt jetzt vermutlich aus einem Kraftwerkstollen. Noch etwas weiter oben floss früher das Fuchswasser in einer Kanalbrücke über das Wysswasser, es wurde vom Glingulwasser gespiesen.

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Spuren der Eggeri auf 2300 Metern Höhe

Von der Bahnstation Fürgangen kann man mit einer Luftseilbahn zum Dorf Bellwald und noch weiter mit der Sesselbahn zur Alp Flesche fahren. Mitten durch Bellwald fliesst immer noch die Bellwalderi. Ihre Fassung liegt auf 1879 Metern an einem Bergbach. Es gibt keinen Weg entlang der Bellwalderi, und im Sommer ist sie stellenweise stark zugewachsen. Dennoch lohnt sich die Wanderung zur Fassung dieser Suone bei Schranni. Bei Bellwald zweigt eine weitere Leitung von der Bellwalderi ab, die Fürgangeri.

Auf rund 2400 Metern, bei der Rinnerhitta, wurde früher eine weitere Wasserleitung gespiesen: die Eggeri. Der weitere Verlauf dieser alten Leitung ist nur zum Teil geklärt. Spuren zeigen, dass sie beim Punkt 2109 steil das Gelände hinab floss. Oberhalb des Weilers Egga, der dieser Leitung den Namen gab, wurde sie erneut in einem Bach gefasst. Der Verlauf zwischen diesen Punkten ist nicht bekannt. Von der Alp Flesche aus führt ein schöner Bergwanderweg zum oberen Teil der Eggeri bis zum Gletscherblick. Weiter gehts nur für geübte Alpinisten, der Pfad entlang der früheren Suone ist hinter dem Gletscherblick blau-weiss markiert und sehr gefährlich, da die frühere Wasserleitung im steilen, felsigen Gelände grösstenteils nicht mehr vorhanden ist.

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Fotos: Andreas Gossweiler

 

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2 Antworten zu Walliser Suonen (Teil 18): Fieschertal

  1. Roland Rösch schreibt:

    Guten Tag
    In Bellwald gibt es eine weitere wasserführende Suone, die Unnera, obwohl diese Suone wohl eher nur eine Tiertränke sein kann? Sie kennen sich da ja besser aus als ich:
    https://zufussunterwegs.blogspot.com/2014/07/rundwanderung-bellwald.html

    Mich würde interessieren, wo man die Wanderung an der Martisberger Leitung starten kann und wie der Wegverlauf an dieser ehemaligen Suone aussieht (auf der LK als Wanderweg eingetragen?). Könnten Sie mir bitte genauere Angaben bekanntgeben. Vielen Dank und liebe Grüsse.

    Roland Rösch

  2. agossweiler schreibt:

    Guten Tag Herr Rösch, vielen Dank für Ihren Kommentar. Stimmt, oberhalb von Bellwald gibt es noch mehr Leitungen: die Wali, die Unnera und die Obere Leite. Ich werde diese Suonen in einem separaten Blogartikel beschreiben.
    Die Martisberger Leitung ist eine spannende, aber schwierige Angelegenheit und stellenweise sehr gefährlich, denn das Gelände wird immer steiler, je mehr man sich der Fassung nähert.
    Man kann eine schöne Wanderung machen von der Bettmeralp über den Laxerstafel zur Fiescheralp. Hier kann man dem unteren Teil der Martisberger Leitung folgen. Das Panorama ist super, aber die Leitung ist wenig spektakulär in diesem Abschnitt.
    Weiter nördlich kann man nur noch stellenweise zu dieser Wasserleitung gelangen. Sie ist teils abgerutscht, teils überwachsen, teils mit Lawinenschutz-Konstruktionen überbaut. Das Gelände ist stellenweise sehr steil. Der oberste Teil ist nicht mehr zugänglich. Ich kann nicht empfehlen, dort hin zu gehen, es ist wirklich gefährlich.

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