Seit 160 Jahren ist das Städtchen Weesen am Walensee mit der Bahn erschlossen. Doch vor sechs Jahren schlossen die SBB den Bahnhof. Seither muss man in Ziegelbrücke in den Bus umsteigen. Das ist an sich nicht schlimm, denn der Bahnhof Weesen lag seit dem Umbau der Walenseestrecke weitab vom Städtchen, auf der grünen Wiese auf der anderen Seite des Linthkanals. Das war nicht immer so: Bis 1969 fuhren die Züge in einer eleganten Schleife am nördlichen Rand der Ebene zum alten Bahnhof Weesen. Das war die 1859 eröffnete Linie der Vereinigten Schweizerbahnen, die sich südlich von Weesen nach Glarus und Sargans verzweigte.
Das stattliche Empfangsgebäude des Bahnhofs Weesen wurde längst abgebrochen, das grosse Bahnhofgelände mit gesichtslosen Einfamilienhäusern, einem Schulhaus und einer Seniorenresidenz überbaut. Zwischen diesen lieblos hingestellten Bauten haben sich wunderbarerweise zwei Relikte des alten Bahnhofs erhalten: ein Wandbild und der alte Güterschuppen. Man muss genau hinschauen, um sie zu finden.
Zwischen dem Schulhaus und der Seniorenresidenz führt eine schmale Strasse über das von den Vereinigten Schweizerbahnen aufgeschüttete Plateau. Ganz am Hang hinten steht eine kleine Garage. Auf diesem Bahnhof-Vorplatz hielten früher die Busse nach Amden. Die Garage war der ideale Ort für ein Wandbild, das die Schönheiten der Region darstellen sollte. Mit schwungvoller Kalligraphie pinselte ein Grafiker den Titel «Kurgebiet Weesen–Amden» auf die Garagenwand. Ein wenig ungelenk malte er ein Panorama des Walensees und der Churfirsten. Mit einer roten Linie ist die Strasse nach Amden eingezeichnet. Leider ist das Wandbild in einem schlechten Zustand. Die Farbe ist zum grossen Teil abgeblättert.
Auch der Güterschuppen ist nicht in einem guten Zustand. Er wurde seit sehr langer Zeit nie mehr frisch gestrichen. Das hat gewisse Vorteile: Der Schuppen ist praktisch im Originalzustand von 1859 erhalten. Die schönen Holzornamente sind tadellos erhalten, und auf den Schmalseiten ist sogar das Bahnhofsschild mit der von Hand gemalten Frakturschrift noch lesbar. Es dürfte in der Schweiz keinen zweiten Güterschuppen geben, der so nahe am Originalzustand erhalten geblieben ist.
- Das Wandbild beim alten Bahnhof
- Schwungvolle Schrift
- Der Schriftzug ist gut erhalten
- Links die alte Brücke über den Linthkanal
- Die gemalte Landschaft blättert ab
- Der Güterschuppen ist sehr gut erhalten
- Das alte Bahnhofsschild ist noch lesbar
- Schöne Holzkonstruktion des Schuppens
- Das Hotel Bahnhof hat den Bahnhof überlebt
Fotos: Andreas Gossweiler
Hallo Andreas!
Vielen Dank für den Link!
Spannend!
Ich habe sämtliche Jahrgänge der Walenseekarten. Darauf sind die drei Stadien sichtbar: 1. Bahn am See,2. Kantonsstrasse am See, 3. Autobanwestrichtung am See.
Lieber Gruss und viel Wasserstaub in der Luft. (Pauja und Raspille haben braunes Schmelz-Hochwasser)
Philipp
________________________________
Pingback: Weesen oder nicht Weesen? - ETH-Bibliothek | Crowdsourcing