Seit der «Wende» ist viel Wasser die Chemnitz herab geflossen. Und auch die gleichnamige Stadt hat sich seither stark verändert. Der frühere «Ostblockgroove» ist hier nahezu verschwunden, verfallende Häuser sind seltener als in anderen ostdeutschen Städten. Auch die Coiffeure haben aufgeholt – die Vorliebe für Wortspiele ist hier genau gleich ausgeprägt wie überall, wenn es darum geht, einen mehr oder weniger passenden Namen für den Salon zu finden.
Der Name «Haarscharf» ist nicht besonders originell, es gibt vermutlich Dutzende Coiffeurgeschäfte, die so heissen. Allerdings ist das Wortspiel ähnlich unpassend wie viele andere Coiffeurwortspiele. Der Begriff «haarscharf» hat inhaltlich nichts mit dem Handwerk des Haarschneidens zu tun, er ist eher negativ konnotiert, man sagt zum Beispiel «haarscharf daneben» oder «haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt». Aber solche Einwände kümmern Coiffeure wenig, wie viele Beispiele von verunglückten Coiffeursalonnamen zeigen, die (nicht nur) dieser Blog seit Jahren dokumentiert.
Während man den Namen «Haarscharf» mit ein wenig gutem Willen akzeptabel finden kann – immerhin heisst «scharf» auch so etwas wie «gut aussehend», ist ein anderer Chemnitzer Coiffeursalonname völlig verunglückt. «Crehaartiveck» ist wirklich ein haarsträubender Einfall. Ich will das nicht weiter kommentieren oder analysieren. Freundinnen und Freunde schräger Coiffeursalonnamen sind sicher einig mit mir: Das ist eines der kuriosesten Coiffeur-Kalauer.
Fotos: Andreas Gossweiler