Lange bevor öffentliche Bedürfnisanstalten als chromglänzende Maschinen daher kamen, schmückte der italienische Unternehmer Umberto Renzi aus Turin seine «Chioschi latrina smontabili» mit hübschen Tierfiguren aus «pietra artificiale». Die Bauten der Firma Renzi bestanden aus vorfabrizierten Betonelementen, aus denen man Häuschen in verschiedenen Grössen zusammen stellen konnte. Die Wände sind mit gegossenen Pflanzendekors ausstaffiert. Den Eingang des grösseren Häuschens flankieren zwei zähnebleckende Löwenköpfe. Das Dach wird getragen von Betonsäulen mit vogelförmigen Kapitellen, möglicherweise waren Papageien das Vorbild oder eine andere exotische Vogelart. Im früher mondänen Kurort Salsomaggiore sind zwei Renzi-Häuschen erhalten geblieben. Das grosse Modell wirkt stattlich, fast wie ein kleiner Tempel. Die Stadtverwaltung gab sich vor hundert Jahren Mühe, inmitten der luxuriösen Grand Hotels auch Kleinbauten ästhetisch ansprechend zu bauen. Die Firma Renzi hatte die nötigen Bauteile im Angebot. Es wäre interessant, zu schauen, in welchen anderen italienischen Städten Renzi-Häuschen auch überlebt haben.
Fotos: Andreas Gossweiler
- Das grosse Häuschen
- Das kleine Häuschen
- Löwenkopf am grossen Häuschen
- Drei Papageien
- «Guasto» (Defekt)
- Firmenschild
- Wappen von Salsomaggiore
- Papageien am kleinen Häuschen
- Papageien und Löwen am grossen Häuschen