Wer heute durch die neuen deutschen Bundesländer reist, sieht auf den ersten Blick – abgesehen natürlich von riesigen Wohnblöcken oder öffentlichen Gebäuden – kaum offensichtliche Überreste der DDR. Lenin-Statuen und sozialistisch inspirierte Strassennamen sind längst weg. Doch auf einem bestimmten Gebiet ist das Erbe der DDR nach wie vor erstaunlich präsent: Neonreklamen. Wenn man genau hinschaut, sieht man sie an vielen Ecken.
Einige dieser Neonbilder sind einfallsreich gestaltet und spielen gekonnt mit Bewegungseffekten. Berühmt ist die sogenannte «Löffelfamilie» in Leipzig, ein mehrere Meter breite Leuchtreklame für Fertigsuppen der Konservenfabrik VEB Feinkost Leipzig. Das Neonbild zeigt eine Familie mit Mutter, Tochter, Sohn und Vater, die um einen runden Tisch sitzt und Suppe löffelt. Nachts wurde ein Bewegungseffekt eingeschaltet, so dass es aussah, als würde die Neonfamilie genüsslich Suppe löffeln.
Es ist nicht selbstverständlich, dass diese Neonkunstwerke überlebt haben. Nach der «Wende» wollten die neuen Immobilienbesitzer sie entfernen. Doch an verschiedenen Orten bildete sich Widerstand. Allerdings ging der Widerstand nicht von DDR-Nostalgikern oder von unverbesserlichen Sozialisten aus, sondern von der Denkmalpflege, die den gestalterischen Wert der Reklamen erkannt hatte.
Fotos: Andreas Gossweiler, März 2016
- Reklame für Margonwasser, Budapester Strasse, Dresden
- Buchmännchen, Prager Strasse, Leipzig
- Buchmännchen, Prager Strasse, Leipzig
- Milchbar Pinguin, Katharinenstrasse, Leipzig
- Milchbar Pinguin, Leipzig
- Milchbar Pinguin, Leipzig
- Milchbar Pinguin, Leipzig
- Milchbar Pinguin, Leipzig
- VEB Leipziger Färberei und Chemische Reinigung, Windmühlenstrasse, Leipzig
- «Löffelfamilie», Karl-Liebknecht-Strasse, Leipzig
- Löffelmutter
- Löffeltochter
- Löffelsohn
- Löffelvater
- Löffelfamilie, Leipzig
- Georgiring, Leipzig
- Georgiring, Leipzig