Tara Fitzgerald: «Do you want to come up for a coffee?»
Ewan McGregor: «I don’t drink coffee.»
Tara Fitzgerald: «I haven’t got any.»
Die Einladung zum Kaffee, wie sie im Film «Brassed Off» humoristisch abgewandelt wurde, ist für den österreichischen Philosophen Robert Pfaller ein Paradebeispiel der «zweiten Welt». Diese besteht laut Pfaller aus Träumen, Wünschen, Illusionen, Geheimnissen, fiktiven Identitäten. Auch den ominösen Kaffee zählt Pfaller zu dieser Sphäre. In seinem Buch «Zweite Welten» beschreibt er die Notwendigkeit, ein zweites Leben zu träumen, «damit man das erste, nicht geträumte, leben und ertragen kann.» Sinngemäss gilt das auch für den Kaffee: «Obwohl beide Anwesenden sehr genau wissen, welche erste Welt damit gemeint ist, können sie nicht anders, als diese mit Hilfe einer zweiten Welt zu benennen und möglich zu machen.» Denn die direkte Einladung zum Sex würde möglicherweise als ungehobelt bewertet, und die Ablehnung derselben wäre potentiell demütigend.
Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek, den Pfaller in seinem Buch gerne zitiert (wenn auch nicht im Zusammenhang mit dem Kaffee), hat sich seine eigenen Gedanken dazu gemacht. In einem Essay denkt er darüber nach, wie sich die Einladung zum Kaffee verträgt mit neuen, restriktiven Regeln an US-Colleges, die ein ausdrückliches gegenseitiges Einverständnis vor sexuellen Kontakten fordern. «Was sollte der Mann tun, um dem Gebot „sexuellen Respekts“ zu gehorchen?» fragt Žižek. Spasseshalber entwirft er verschiedene Szenarien:
- Der Mann antwortet: «Eine Sekunde, lass uns das regeln: Da du mich auf eine Tasse Kaffee einlädst, ohne Kaffee zu haben, heisst das, dass du Sex willst?»
- Die Frau verzichtet auf den Verweis auf die «zweite Welt» und kommt direkt zur Sache: «Ich fänds schön, wenn du in meine Wohnung mitkommst und mich vögelst.»
- Die Frau kombiniert die «erste Welt» mit der «zweiten Welt»: «Ich fänds schön, wenn du in meine Wohnung mitkämst und mich vögelst, aber es ist mir peinlich, direkt darum zu bitten. Deshalb bin ich höflich und frage, ob du auf einen Kaffee mit raufkommen willst.»
Žižek hat sich noch ein paar andere spassige Varianten ausgedacht. Seine Erklärung ist nicht weit entfernt von Pfallers Theorie der «zweiten Welt»: «Warum funktioniert die direkte Einladung zum Sex nicht? Weil (…) es keine nur-sexuelle Beziehung gibt, wesegen der sexuelle Akt immer einer phantasmatischen Ergänzung bedarf.»
Robert Pfaller: «Zweite Welten», S. Fischer Verlag 2012
…wie wär’s mal wieder mit einem Bierchen? 😉