Die Region links und rechts der Sionne zeigt besonders anschaulich, wie kostbar das Wasser im trockenen Wallis ist, und welche grossen Anstrengungen die Bauern und Winzer unternehmen mussten, um ihre Wiesen und Rebberge zu bewässern. Im Hochsommer, wenn das Wasser am nötigsten ist, wird die Sionne zum Rinnsal. Deshalb entbrannte immer wieder Streit unter den anliegenden Gemeinden, wer das Wasser des Flüsschens auf seine Felder ableiten darf.
Weil die Sionne nicht genug Wasser für alle Bedürfnisse lieferte, mussten die Bauern mit grossem Aufwand Wasser aus den tiefen Schluchten der Morge und der Liène ableiten. So entstanden die spektakulären Wasserleitungen Torrent Neuf und Bisse d’Ayent.
Auf der linken Seite der Sionne verlaufen zwei Suonen, die Bitailla und die Bisse de Grimisuat. Aus unbekannten Gründen ist die Strecke der beiden Wasserleitungen relativ steil, die Höhendifferenz zwischen der Fassung und dem Ende beträgt je rund 300 Meter, bei einer Länge von rund drei Kilometern. Der Name Bitailla leitet sich ab von «Bisse Taillaz» («aus dem Fels gehauene Suone»). Der Grund für den Namen liegt darin, dass die Wasserleitung teilweise kunstvoll aus einer Felswand gehauen wurde. Auch bei der Bisse de Grimisuat gibt es eine ähnliche Stelle.
Die Bitailla verzweigt sich in mehrere kleinere Kanäle, die das Wasser zwischen den Dörfern Arbaz, Ayent, Luc, Saxonne und Fortunau verteilen. Zudem fliesst auch Wasser der Bisse d’Ayent in die Bitailla und die Bisse de Grimisuat. So ist ein ausgeklügeltes System von Kanälen, «répartiteurs» (Verteilern) und Schleusen entstanden. Informationstafeln des Musée des Bisses erklären dieses System vor Ort.
Oberhalb von Savièse leiteten früher drei Suonen Wasser aus der Sionne ab, die Bisse Déjore, die Bisse de Tsampé und die Bisse du Bordzi. Seit dem Bau eines Stollens unter dem Prabé (1934) beziehen diese Suonen ihr Wasser aus dem Tal der Morge. Zwischen dem Tobel des Bergbachs Le Drahin und der Sionne sind diese Suonen heute ausgetrocknet, aber noch gut sichtbar.
Die unterste Suone an der Sionne ist die Bisse de Lentine. Sie bringt Wasser zu den Rebbergen oberhalb Sion. Weil die Bauern von Ayent und Savièse weiter oben fast alles Wasser der Sionne für sich beanspruchten, baute die Stadt Sion zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit grossem Aufwand die Bisse de Sion, um zusätzliches Wasser aus der Liène in die Sionne zu leiten.
Fotos: Andreas Gossweiler
- Fassung der Bitailla
- Die Bitailla führt relativ viel Wasser
- Aus dem Fels gehauen: die Bitailla
- Bitailla
- Verteiler (répartiteur) der Bitailla
- Schleuse der Bitailla
- Bisse de Grimisuat
- Munter sprudelt die Bisse de Grimisuat
- Die Bisse de Grimisuat wurde aus den Felsen der Sionne-Schlucht gehauen
- Eine kleine Brücke führt die Bisse de Sion über die Bisse de Grimisuat
- Kleine Quelle an der Bisse de Tsampé
- Die Bisse de Tsampé fliesst gemütlich durch den Wald bei Grône
- Bisse de Tsampé
- In einer Rohrleitung floss die Bisse de Tsampé über die Drahin-Schlucht
- Bisse Déjore
- Fassung der Bisse de Lentine an der Sionne
- Bisse de Lentine
- Eine Brücke führt die Bisse de Lentine über ein kleines Tobel
- In Metallwannen fliesst die Bisse de Lentine durch die Rebberge
- Die Bisse de Lentine bewässert die Rebberge von Sion
- Bisse de Lentine oberhalb Sion