Walliser Suonen (Teil 13): Vallée de la Sionne

Die Region links und rechts der Sionne zeigt besonders anschaulich, wie kostbar das Wasser im trockenen Wallis ist, und welche grossen Anstrengungen die Bauern und Winzer unternehmen mussten, um ihre Wiesen und Rebberge zu bewässern. Im Hochsommer, wenn das Wasser am nötigsten ist, wird die Sionne zum Rinnsal. Deshalb entbrannte immer wieder Streit unter den anliegenden Gemeinden, wer das Wasser des Flüsschens auf seine Felder ableiten darf.

Weil die Sionne nicht genug Wasser für alle Bedürfnisse lieferte, mussten die Bauern mit grossem Aufwand Wasser aus den tiefen Schluchten der Morge und der Liène ableiten. So entstanden die spektakulären Wasserleitungen Torrent Neuf und Bisse d’Ayent.

Die Bisse de Grimisuat wurde aus den Felsen der Sionne-Schlucht gehauen

Die Bisse de Grimisuat wurde aus den Felsen der Sionne-Schlucht gehauen

Auf der linken Seite der Sionne verlaufen zwei Suonen, die Bitailla und die Bisse de Grimisuat. Aus unbekannten Gründen ist die Strecke der beiden Wasserleitungen relativ steil, die Höhendifferenz zwischen der Fassung und dem Ende beträgt je rund 300 Meter, bei einer Länge von rund drei Kilometern. Der Name Bitailla leitet sich ab von «Bisse Taillaz» («aus dem Fels gehauene Suone»). Der Grund für den Namen liegt darin, dass die Wasserleitung teilweise kunstvoll aus einer Felswand gehauen wurde. Auch bei der Bisse de Grimisuat gibt es eine ähnliche Stelle.

Die Bitailla verzweigt sich in mehrere kleinere Kanäle, die das Wasser zwischen den Dörfern Arbaz, Ayent, Luc, Saxonne und Fortunau verteilen. Zudem fliesst auch Wasser der Bisse d’Ayent in die Bitailla und die Bisse de Grimisuat. So ist ein ausgeklügeltes System von Kanälen, «répartiteurs» (Verteilern) und Schleusen entstanden. Informationstafeln des Musée des Bisses erklären dieses System vor Ort.

Die Bisse de Tsampé fliesst gemütlich durch den Wald bei Grône

Die Bisse de Tsampé fliesst gemütlich durch den Wald bei Grône

Oberhalb von Savièse leiteten früher drei Suonen Wasser aus der Sionne ab, die Bisse Déjore, die Bisse de Tsampé und die Bisse du Bordzi. Seit dem Bau eines Stollens unter dem Prabé (1934) beziehen diese Suonen ihr Wasser aus dem Tal der Morge. Zwischen dem Tobel des Bergbachs Le Drahin und der Sionne sind diese Suonen heute ausgetrocknet, aber noch gut sichtbar.

Die Bisse de Lentine bewässert die Rebberge von Sion

Die Bisse de Lentine bewässert die Rebberge von Sion

Die unterste Suone an der Sionne ist die Bisse de Lentine. Sie bringt Wasser zu den Rebbergen oberhalb Sion. Weil die Bauern von Ayent und Savièse weiter oben fast alles Wasser der Sionne für sich beanspruchten, baute die Stadt Sion zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit grossem Aufwand die Bisse de Sion, um zusätzliches Wasser aus der Liène in die Sionne zu leiten.

PlanSionne

Fotos: Andreas Gossweiler

Über agossweiler

Journalist
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