Walliser Suonen (Teil 12): Mattertal

Die Augstbordwasserleitung ist eine der grossartigsten Walliser Suonen. Die Fassung liegt auf 2257 Metern Höhe am Embdbach im Augstbordtal. Sie bringt Wasser zu den Wiesen der Gemeinden Embd, Törbel und Zeneggen. Im Mittelalter war sie noch wesentlich länger: Sie führte vom Jungbach bis zu den Schlüsselachra bei Visp, was die enorme Länge von rund 20 Kilometern und einen Höhenunterschied von 1700 Metern ergab.

Nach dem Törbelbach fliesst noch Wasser in der Niwa

Nach dem Törbelbach fliesst noch Wasser in der Niwa

Immer wieder wurde die Augstborderi erneuert. Die erste Wasserleitung wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt vor dem 14. Jahrhundert erbaut. Sie heisst Alti Suon. Zwischen der Moosalp und der Alp Läger sind immer noch Spuren dieses uralten Kanals sichtbar, obwohl er seit 700 Jahren nicht mehr in Betrieb ist.

Um das Jahr 1320 bauten die Bauern der Region eine neue Wasserleitung, die sogenannte Niwi Augstborderi («niw» bedeutet neu). Sie verläuft weitgehend parallel zur Alten Suon, aber rund 100 Meter tiefer.

Vor dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Gemeinden Törbel und Zeneggen den Bau einer neuen Wasserleitung. Grund: Die Niwi Augstborderi verlor auf der langen Strecke zuviel Wasser. Der Hotelier Klaus Kenzelmann aus Zeneggen schreibt im Buch «Die Geschichte des Augstbordwassers»: «Eine Messung hatte ergeben, dass von den 120 im Embdbach geschöpften Sekundenlitern deren 80 den Schalb, 40 Törbel und praktisch nichts Zeneggen erreichte.» Um den aufwändigen Unterhalt des Kanals zu vereinfachen, wurde die neue Leitung auf der ganzen Strecke vom Augstbordtal bis zur Moosalp und weiter nach Zeneggen unterirdisch in Rohre verlegt. Die neue Leitung verläuft einige Meter oberhalb der Alten Suon. Sie wurde im Herbst 1949 eingeweiht.Die neue Rohrleitung ist weniger romantisch als traditionelle Suonen. Doch zwischen der Moosalp und der Alp Läger verläuft entlang des neuen unterirdischen Kanals ein bequemer Wanderweg mit fantastischer Aussicht in die umliegenden Berggipfel.

Im Jahr 1949 wurde die Niwi Augstborderi grösstenteils stillgelegt. Nur zwischen dem Törbelbach und dem Wichilwald fliesst noch Wasser. Obwohl die Niwi seit bald 70 Jahren ausgedient hat, ist der Verlauf der Suone noch gut erkennbar und zwischen der Alp Läger und dem Maiensäss Diepja auch relativ gut begehbar. Zwischen der Alp Läger und der Alp Pletsche ist ein kurzes Stück der Suone eingestürzt, was eine kleine Kletterpartie nötig macht.

Die ehemalige Augstbord-Suone ist noch gut im Gelände erkennbar

Die ehemalige Augstbord-Suone ist noch gut im Gelände erkennbar

Einige hundert Höhenmeter weiter unten verlaufen parallel drei weitere spektakuläre Suonen. Die oberste heisst Staldneri. Sie brachte früher das Wasser des Embdbachs bis nach Stalden. Heute bewässert sie aber nur noch Wiesen der Gemeinde Embd. Die Gemeinde Stalden bezieht ihr Wasser seit den 1920er Jahren aus dem Saastal (über einen Siphon von der Äbibergeri-Suone). Im oberen Teil zwischen dem Embdbach und dem Törbelbach ist es etwas mühsam, der Staldneri entlang zu wandern, denn es existiert kein richtiger Weg. Besser möglich ist die Begehung weiter unten, zwischen dem Törbelbach und Stalden. Hier musste die Suone aufwendig mit Tunnels durch Felswände geführt werden.

Parallel zur Staldneri verlief die Hasleri. Der Name dieser Suone leitet sich davon ab, dass sie bis zur Siedlung Hasol oberhalb Embd führte. Lustigerweise kreuzt die Hasler die Staldneri in der Hälfte des Parcours: Vorher verläuft sie oberhalb, nach der Kreuzung wenige Meter unterhalb der Staldneri. Die Hasleri ist seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb, aber noch gut erkennbar.

Kurz, aber spektakulär ist die Jäusseri. Auch diese Suone ist schon lange stillgelegt. Sie führte durch die steile Schlucht des Embdbachs. Spuren der Jäusseri sind bis zur Embdbach-Schlucht gut sichtbar. Die Begehung ist aber nicht möglich, es wäre viel zu gefährlich.

Die Stadleri wurde aufwändig durch Felspartien gebaut

Die Stadleri wurde aufwändig durch Felspartien gebaut

PlanMattertal

Fotos: Andreas Gossweiler

Über agossweiler

Journalist
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