Wie die Unruhe zur Norm wurde

Fortschritt, Innovation, Wandel, Entwicklung, Verbesserung, Aufschwung, Reform, Revolution: Solche Worte sind positiv besetzt in unserer Gesellschaft. Der deutsche Philosoph Ralf Konersmann nennt sie «Gemeinplätze der alltäglichen Mobilmachung» oder «Masken der Unruhe».

Doch offenbar macht der tägliche Fortschritt nicht alle glücklich. Das zeigen die vielen Lebenshilfebücher zu Themen wie «Gelassenheit» oder «Entschleunigung». Konersmann wollte nicht ein weiteres Buch dieser Art schreiben. Lieber versuchte er zu ergründen, wie es dazu kam, dass «der Stillstand dämonisiert» und «die Unruhe zur Norm» wurde.

In seinem neuen Buch schlägt er den Bogen von der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Moderne. Den Befürwortern des bedingungslosen Wandels hält Konersmann entgegen: «Es ist nicht wahr, dass die Gegenwart vor der Alternative stünde: irre Beschleunigung oder ängstliches Anklammern aus Bestehende.» Der modernen «Rhetorik des permanenten Neubeginns» und der «blinden Veränderung» hält Konersmann einen Satz von Hölderlin entgegen: «So eile denn zufrieden!»

Ralf Konersmann: Die Unruhe der Welt, S. Fischer Verlag 2015

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