Berner Bahnwärterhäuschen

Bahnwärterhaus2Es steht direkt an der viergleisigen Zufahrt zum Berner Bahnhof. Es hat schon bessere Zeiten gesehen – das Bahnwärterhäuschen bei der Berner Leinenweberei. Seit ein paar Wochen sind die Fenster mit Brettern verrammelt, und die Fassade des Erdgeschosses ist grossflächig versprayt. Es ist zu befürchten, dass das Bahnwärterhäuschen nicht mehr lange stehen bleibt, denn die SBB bauen die Zufahrt zum Bahnhof Bern bald aus, und dann hats keinen Platz mehr für die schöne alte Eisenbrücke, die neben dem Häuschen über die Schienen führt. Und vermutlich hats dann auch keinen Platz mehr für das Bahnwärterhäuschen.

Ungefähr seit 1885 stand es direkt an den Gleisen. Die Bahnwärter, die drin wohnten, mussten früher die Strecke kontrollieren und teilweise auch Barrieren öffnen und schliessen. Dass das letzte Bahnwärterhäuschen an der SBB-Strecke in Bern so vernachlässigt wird, ist jammerschade. Denn die Architektur ist speziell, die gekreuzten Fachwerkbalken unter den Fenstern sehen schmuck aus. Bahnwärterhäuschen mit dieser Architektur gibt es nur im Kanton Bern.

Update Februar 2016 Das schmucke Bahnwärterhäuschen steht nicht mehr. Es musste (?) der neuen Bahnhofzufahrt weichen. Wenigstens war ich mit dem Fotoapparat rechtzeitig vor Ort.

Bahnwärterhaus1Kleiner Trost: Nicht weit entfernt, an der Bolligenstrasse, steht ein fast gleichartiges ehemaliges Bahnwärterhäuschen. Es ist sogar noch besser erhalten, denn bei diesem Exemplar ragt das Dach weit heraus, während es beim ersteren Häuschen ein Stück weit gekappt wurde. Allerdings steht das zweite Häuschen schon seit über hundert Jahren nicht mehr neben Bahngleisen, denn die Linie nach Thun wurde 1912 weiter nördlich verlegt.

Fotos: Andreas Gossweiler

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2 Antworten zu Berner Bahnwärterhäuschen

  1. danielajaeggi schreibt:

    Ich stelle mir gerade vor, wie es sich da drin wohl gewohnt hat. Ein Bett – that’s it. Mehr Platz hatte es nicht. Flotte Schreibe, ich bleib Dir auf den Fersen! 🙂

  2. Remo schreibt:

    Es wäre wirklich schade um die alten Häuschen. Das ganze hat auch was mit Baukultur zu tun. In Graubünden etwa gibt es einen Verein Historic RhB (Historische RhB, keine Ahnung, warum das Englisch sein muß), einen ähnlichen Eisenbahnverein müßte es doch auch in Bern geben, den sollte man auf das Thema anstoßen. Daß er sich zum Schutz der Bahnwörterhäuschen einsetzt. So ein kleines Häuschen könnte man auch sicher problemlos versetzen, also rückbauen und woanders wieder aufbauen, denn es ist ja Fachwerk.

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