Musikalische Restenverwertung

«Meine Grossmutter hat beim Kochen immer Reste vom Essen des Vortags benutzt, das ebenfalls Reste vom Vortag enthielt und so weiter. Im Prinzip mussten in dem Essen, das sie uns servierte, noch Moleküle aus den Dreissigern sein.»

Das berichtet die schwedische Komponistin Anna Eriksson, deren Musik morgen im Radio zu hören ist. Die Idee von den «Molekülen aus den Dreissigern» ist witzig. Aber das Bonmot dient Eriksson dazu, ihr Vorgehen beim Komponieren zu veranschaulichen:

«Genauso mache ich Musik: Ich koche ab, ich knete noch mal, und ich benutze, was es schon gibt.»

Dass Musiker nicht alles selbst neu erfinden, liegt auf der Hand. Alle Künstlerinnen und Künstler haben ihre Vorbilder und Inspirationsquellen. Dass in der Musik aber «Moleküle» aus früheren Zeiten hörbar sind, oder vielleicht sogar Töne aus der Steinzeit, finde ich eine faszinierende Idee. Diese Idee geht weit über das bekannte Konzept des Revivals hinaus. Denn auch die wieder belebte Musik aus den 1950er Jahren oder aus den 1920er Jahren besitzt noch Moleküle aus viel älteren Zeiten. Fast ein bisschen unheimlich ist diese Idee.

Über agossweiler

Journalist
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