Der leichtfertige Umgang mit historischer Bausubstanz in der Stadt Zürich wird immer mehr zum Ärgernis. In letzter Zeit wurden der Güterbahnhof und das romantische Bahnwärterhäuschen in der Enge abgebrochen. Und bald geht’s der ehemaligen Schlotterbeck-Garage der Badenerstrasse an den Kragen. Zwar wird sie nicht komplett abgebrochen. Denn der markante Rundbau steht unter Denkmalschutz. Aber das Umbauprojekt, das der Tages-Anzeiger heute vorstellte, verändert und verunstaltet den Charakter des Garagengebäudes von 1951 massiv.
Nachdem ein früheres Projekt scheiterte, das einen Riegel zwischen den Rundbau und die Badenerstrasse hochziehen wollte, soll jetzt ein neunstöckiger Turm auf den Schlotterbeck-Rundbau gepflanzt werden. Zudem werden vertikale Fenster in die Seitenwand des Rundbaus gefräst. Damit verliert dieses originelle Gebäude seinen Charakter völlig. Das Spezielle ist ja, dass das Gebäude nur ganz oben, unter dem Dach, eine schmale Fensterreihe hat. Das ergibt eine fast sakrale Wirkung und hat mit der Funktion des Gebäudes zu tun: es enthält eine doppelte Auf- und Abfahrtsrampe für die Garage.
Die Baubehörden hätten dieses Projekt nie bewilligen dürfen. Zwar bleibt die Fassade des Rundbaus stehen, und somit wird dem Denkmalschutz pro forma entsprochen. Aber wenn man ein geschütztes, originelles Gebäude dermassen verunstalten darf, wird der Denkmalschutz ad absurdum geführt.
Fotos: Andreas Gossweiler
Vielleicht ist das „Weiterbaue“ nicht die schlechteste Lösung. Gut – die Fensterschlitze im Sockelbau müssen nicht sein, aber der Turm könnte gut funktionieren…
liebe Grüsse vom Muger
Doch, es ist eine schlechte Lösung, denn es zerstört den Charakter des Rundbaus völlig. Man baut auch nicht auf das Grossmünster oder auf den Hauptbahnhof einen Turm, nur um die Ausnützung des Geländes (sprich den Profit) zu vergrössern. Die Aufstockung des Rundbaus ist eine völlig hilflose und fantasielose Geste.