Im September 1993 hat ein Hochwasser der Saltina die Briger Innenstadt verwüstet. Doch der Fluss hat nicht nur eine gefährliche Seite, sondern auch eine nützliche: Die Bauern der umliegenden Dörfer haben die Saltina und ihre Zuflüsse an vielen Orten angezapft, um Wasser auf ihre Wiesen zu leiten.
Es ist erstaunlich, welche Gefahren die Bauern auf sich nahmen, um das Wasser der Saltina abzuleiten. Mitten in der Saltinaschlucht bauten sie drei Wasserfassungen. Von den drei Wasserleitungen in der Saltinaschlucht ist nur die Untere Brigeri heute noch in Betrieb. Die parallele Wasserleitung Obere Brigeri ist seit langem stillgelegt. Das ist gut verständlich, wenn man den Verlauf dieser Suone sieht: sie führte mitten durch zwei senkrechte Felswände. Jetzt bezieht diese Suone ihr Wasser von einem Elektrizitätswerk.
Auch auf der linken Seite der Saltinaschlucht verlief früher eine Wasserleitung, die Holzeri. Sie heisst so, weil sie Wasser ins Dorf Holzji brachte. Auch sie führte durch senkrechte Felswände. Beim Unwetter von 1993 wurde die Holzeri beschädigt und nachher nicht wieder aufgebaut. Der ehemalige Verlauf der Holzeri in der Saltinaschlucht ist heute als Wanderweg begehbar. Der Weg ist bergseitig mit Ketten gesichert, an denen man sich festhalten kann. Der Besuch ist nur Schwindelfreien zu empfehlen. Schilder warnen: «Begehung auf eigene Wag und Gefahr. Die Stadtgemeinde Brig-Glis schliesst im Falle eines Unfalls jegliche Haftung aus.»
Parallel zur Holzeri, aber viel weiter oben, verläuft die Bärgeri. Ihre Fassung liegt am Nesselbach, einem Zufluss der Saltina, auf 1500 Metern Höhe. Ohne grosses Gefälle führt sie bis oberhalb des Wurzukapälli, von dort floss das Wasser in der Falllinie 600 Höhenmeter durch den steilen Wald hinab. Der grösste Teil versickerte unterwegs.
Am Ganterbach, einem anderen Saltina-Zufluss, gab es früher enorm viele Suonen: Auf der rechten Seite des Ganterbachtals flossen sechs parallele Wasserleitungen, bis sie 1936 der Stollen des bereits erwähnten Kraftwerks überflüssig machte. Die unterste Suone im Gantertal war die Breieri. Sie führte zum Weiler Brei, daher der Name. Die Fassung lag bei der Ganterbrücke der Simplon-Passstrasse. Auch die Breieri führte durch schwindelerregende Felswände, ungefähr dort, wo heute der Stockalper-Wanderweg verläuft.
Oberhalb der Simplonstrasse verliefen zwei enorm lange, parallele Suonen, die Hasleri und die Niwa. Die Hasleri war zehn Kilometer lang, die Niwa rund acht Kilometer. Beide Suonen führten Wasser auf die Wiesen zwischen Ried-Brig und Termen. Vergleichsweise kurz, nämlich nur zwei Kilometer lang, ist das Eisterli. Diese Suone bringt Wasser zur Alpsiedlung Eist auf 1600 Metern. Sie wurde 1985 liebevoll renoviert.
Noch weiter oben verlaufen die Gibjeri und das Bergwasser. Von diesen beiden Suonen ist nur das Bergwasser heute noch in Betrieb. Seine Fassung liegt in einer wunderschönen alpinen Landschaft auf 2000 Metern Höhe am Schiessbach, einem Zufluss des Ganterbachs. Die Gibjeri und das Bergwasser wurde erbaut, um die Wiesen von Termen zu bewässern.
Fotos: Andreas Gossweiler
- Die untere Brigeri
- Untere Brigeri beim Kraftwerk SIlliboden
- Die obere Brigeri
- Die obere Brigeri
- Obere Brigeri in der Saltinaschlucht
- Die Saltinaschlucht von oben
- In der Saltinaschlucht
- Links die obere Brigeri, rechts die Holzeri
- Holzeri
- Holzeri
- Holzeri
- Die Holzeri in der Saltinaschlucht
- Tunnel der Holzeri
- Holzeri
- Der Weiler Holzji
- Die Bärgeri
- Die Bärgeri fliesst durch einen Holzkännel über eine Rüfe
- Suone mit Aussicht: Bärgeri im Nesseltal
- Die stillgelegte Niwa-Suone im Gantertal
- Holzkanal am Eisterli
- Suone in hochalpiner Landschaft: Das Bergwasser