Printmedien und Onlinemedien sind für den Blogger Christian Jakubetz nicht einfach Medien mit unterschiedlichen technischen Voraussetzungen – sie sind für ihn «Paralleluniversen». An der Internetkonferenz re:publica 13 hat er Erstaunliches wahrgenommen:
«Ich habe jedenfalls noch nie so unmittelbar zwei derartig verschiedene Kulturen so heftig aufeinanderprallen gesehen.»
An dieser Veranstaltung (bei der ich nicht dabei war), wurde, wie man Jakubetz‘ Schilderung entnehmen kann, über aktuelle Themen diskutiert: über die Finanzierung des professionellen Journalismus, und über die Motive der Hobby-Blogger. Doch die Themensetzung missfiel Herrn Jakubetz offenbar. In seinem Blog macht er seinem massiven Ärger Luft:
«Als die Rede dann auch noch auf die inzwischen totdebattierte “Kostenlos-Mentalität” im Netz kam, war es vermutlich nur meinem sonnigen Gemüt zu verdanken, dass ich nicht unfreundlich wurde.»
Es braucht offenbar nicht viel, um Herrn Jakubetz‘ Stimmung zu verderben. Welchen Stellenwert Christian Jakubetz den Blogs zumisst, und wie er sich die Finanzierung des Qualitätsjournalismus vorstellt, verrät er in seinem Blogartikel nicht. Vermutlich soll seiner Meinung nach alles gratis im Netz verfügbar sein, und über Qualitätsunterschiede zwischen Hobbyblogs und professionellen Medien mag Herr Jakubetz offenbar auch nicht diskutieren, möglicherweise, weil er der Meinung ist, dass es keine Unterschiede gibt.
Fast zeitgleich berichtet die Online-Journalistin Petra Sorge über den European Newspaper Congress. Auch sie hat sich kräftig aufgeregt – vor allem, weil ein preisgekrönter Onliner nicht am Festessen teilnehmen durfte. Sie fordert:
«Der European Newspaper Congress hätte der Ort für Selbstkritik sein müssen. Für einen digitalen Neustart. Für Innovationen. Zumindest für irgendetwas.»
Irgendetwas, das klingt eher vage. Den digitalen Neustart kann man sich schon wünschen, wenn man dieser Idee etwas abgewinnen kann. Aber die heftige Kritik von Jakubetz und Sorge wirkt arg bemüht: Seit Jahren wünschen sich Internet-Apostel, dass die Verlage die Druckmaschinen abstellen und alle Texte gratis ins Internet stellen – doch ihre Vision wurde bis heute nicht Wirklichkeit. Also beklagen sie lautstark wie Sorge «die tiefe Kluft zwischen beiden Welten».
Vielleicht würde es beide «Welten» (falls Online und Print wirklich Welten trennt) weiter bringen, wenn man über die Vor- und Nachteile der Print- und Onlinemedien gelassener diskutieren würde, statt auf Verzweiflung zu machen und eine «tiefe Kluft» oder gar «Paralleluniversen» zu postulieren.