Morgen Samstag, 27. April wird der Torrent Neuf wieder eröffnet nach der Winterpause. Der Torrent Neuf, auch Bisse de Savièse genannt, ist eine der spektakulärsten Walliser Suonen. Oder besser gesagt: war. Denn 1935 wurde der grösste Teil dieser Suone stillgelegt, seither fliesst das Wasser durch einen Tunnel. Das ist einerseits schade, aber auch gut verständlich. Denn der Unterhalt dieser Wasserleitung war für die Bauern von Savièse ein Alptraum. Über viele Kilometer führte die Suone durch steile Felswände. Hier floss das Wasser durch einen Kanal, der aus Hunderten von Brettern zusammen gefügt war. Reparaturarbeiten nach Steinschlägen oder Lawinen waren enorm aufwändig und gefährlich.
1935, als der Tunnel fertig war, wurde die alte hölzerne Wasserleitung teilweise zerstört, damit niemand auf die Idee kommt, auf den alten, morschen Brettern herumzuturnen. Dennoch blieb diese Suone für viele Leute faszinierend. Deshalb machten sich 2008 einige Leute aus der Region daran, den Bisse de Savièse wieder zugänglich zu machen. Sie gründeten die Association pour la Sauvegarde du Torrent Neuf. In den letzten Jahren leistete die Association eine bemerkenswerte Arbeit: Stückweise reparierte sie die Suone. Wobei «reparieren» nicht ganz das richtige Wort ist. Denn das Ziel war offenbar, einen Wanderweg zu bauen, der absolut familientauglich ist. Damit unterscheidet sich der heutige Torrent Neuf von den traditionellen Suonen, die in felsigen Partien nur ein schwankendes Brett aufweisen, auf dem man neben der Wasserleitung gehen kann, was nicht jedermanns Sache ist.
Der Torrent Neuf ist hingegen auf der ganzen Länge mit soliden Geländern gesichert. Die steilsten Couloirs werden mit drei Hängebrücken überquert. Für hartgesottene Suonenfans hat die Association eigentlich zuviel des Guten getan: So wie er sich heute präsentiert, hat der Torrent Neuf nur noch wenig mit traditionellen Suonen zu tun. Stattdessen wurde eine Art Suonen-Disneyland geschaffen. Entsprechend gross ist der Andrang: An schönen Tagen sind fast so viele Leute auf dem Torrent Neuf unterwegs wie auf der Zürcher Bahnhofstrasse. Keine andere Walliser Suone zieht so viele Leute an. Obwohl der Charakter der Suone nicht mehr der gleiche ist wie früher, lohnt sich der Besuch des Torrent Neuf.
Mehr Informationen gibts auf der Internetseite der Association pour le Sauvegarde du Torrent Neuf
- Der Torrent Neuf im Wald oberhalb von Savièse
- Reparaturarbeiten an der Suone: Wandbild in der Kapelle Ste-Marguerite
- Hat nur noch wenig mit einer traditionellen Suone zu tun: der heutige Torrent Neuf
- Drei Hängebrücken führen über steile Couloirs
- Der alte Verlauf der Suone wurde sorgfältig freigelegt
- Gut gesichert mit Geländer: der Torrent Neuf
- Torrent Neuf
- Der Torrent Neuf führte durch kilometerlange Felswände
- Der alte Holzkanal ist nur noch teilweise erhalten
Fotos: Andreas Gossweiler
Pingback: Walliser Suonen (Teil 12): Vallée de la Sionne | SILVER TRAIN
Pingback: Tunnelbau 1934 – Torrent-neuf.com