Das französische Zentralmassiv wird zur Eisenbahnwüste

brives-charensac

Die französische Zeitschrift Rail Passion schlägt Alarm: «La désertification ferroviaire du Massif central s’intensifie», schreibt sie in der aktuellen Ausgabe. Auf deutsch: Das touristisch attraktive französische Zentralmassiv wird immer mehr zu einer Eisenbahnwüste. Rail Passion zählt alle Verbindungen auf, die in den letzten Jahren gestrichen wurden. Es sind einige. Prominentestes Opfer ist der Zug Lyon – Bordeaux über Gannat, Montluçon und Limoges, der beim letzten Fahrplanwechsel gestrichen wurde. Auch die Verbindungen Clermont-Ferrand – Nimes und – Béziers wurden auf das absolute Minimum reduziert. Langsam wird klar: Es geht ans Lebendige. In seinem Fotoblog Massif Central Ferroviaire schreibt Philippe Delaunay sogar: «Désormais le point de non retour est dépassé».

Fest steht: Man kann in Frankreich immer noch sehr schöne Reisen mit der Bahn unternehmen. Auf vielen Verbindungen gibt es ein attraktives oder zumindest ein brauchbares Angebot. Aber das Netz wird immer stärker ausgedünnt. Reisen, die vor ein paar Jahren noch möglich waren, kann man heute nicht mehr machen.

Vor ein paar Jahren fuhr ich mit dem Zug nach Nordspanien. Statt mit dem TGV über Paris nach Spanien zu düsen, wählte ich die langsamere, aber direkte und malerische Route über Lyon – Montluçon – Limoges – Bordeaux. Mit Übernachtung in Montluçon, einem sehr hübschen Städtchen, ergab das eine sehr schöne Reise. Diese Reise könnte man heute nicht mehr machen. Zwar zeigt der Internetfahrplan der SNCF immer noch eine gute Verbindung von Lyon nach Montluçon an, Lyon-Part-Dieu ab 14:40, Montluçon an 18:28, wenn auch mit Umweg über Riom (die direkte Strecke über St-Germain-des-Fossés – Gannat wird offenbar nicht mehr befahren). Im Streckenfahrplan ist diese Verbindung seltsamerweise nicht enthalten, dafür eine Verbindung mit Umsteigen in Vichy auf einen Bus, was wenig beruhigend wirkt. Westlich von Montluçon geht es definitiv nur noch mit dem Bus weiter. Wirklich schade. Fazit der Zeitschrift Rail Passion: «Pour aller de la capitale des Gaules à celle de la porcelaine, il faut désormais transiter par Paris.» Doch wer will einen solchen Umweg fahren? Die Folgen sind klar: «On comprend que la frange de clientèle concernée ait recours de préférence à la voie aérienne, voire à la route.»

Foto: Bahnhof Brives-Charensac 2012

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Journalist
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