Walliser Suonen (Teil 5): Baltschiedertal

Das Niwärch und die Gorperi sind die zwei bekanntesten Suonen des Oberwallis. Sie sind mit dem öV bestens erschlossen: Man kann in Eggerberg aus dem Lötschberger aussteigen, über die Gorperi ins Baltschiedertal wandern, und auf der anderen Talseite über das Niwärch nach Ausserberg. Die Tour entlang Gorperi und Niwärch zeigt eindrücklich alle Eigenheiten der Walliser Suonen: Schwindelerregende Passagen durch Felsen, über schmale Bretter und durch Tunnels folgen sich auf kurzer Distanz. Wer nicht schwindelfrei ist, wird sich auf dem Niwärch nicht wohl fühlen. Als Alternative kann man durch den Stollen wandern, was aber nicht besonders Spass macht, denn der Stollen ist rund anderthalb Kilometer lang. Die Gorperi heisst so, weil sie bis zum Weiler Gorbji führt. Kaum jemand, der die Gorperi begeht, wandert bis nach Gorbji. Der Weiler ist fast unzugänglich, der Weg ist fast zugewachsen, was sehr schade ist, denn die kleine Kapelle enthält einen wunderschönen Altar. Auch das Niwärch hat eine wenig bekannte Seite: Die meisten Wanderer begehen diese Suone nur im Baltschiedertal, doch sie führt noch viel weiter, hoch über Ausserberg bis zum Weiler Millachra.

Nur für Schwindelfreie: Das Niwärch

Nur für Schwindelfreie: Das Niwärch

In Ausserberg sollte man unbedingt einen Zwischenhalt im Restaurant Bahnhof einplanen, wo man feine Walliser Spezialitäten wie Cholera geniessen kann und wo der Service immer freundlich und schnell ist. Die schöne Terrasse ist ein weiteres Argument. Das Baltschiedertal hat aber noch viel mehr zu bieten als Niwärch und Gorperi. Auf jeder Talseite zapfen je vier Suonen das Wasser des Baltschiederbachs an.

Die unterste Suone auf der rechten Talseite ist die Wiigartneri. Sie bringt Wasser auf die Wiesen oberhalb des Dorfes Baltschieder. Von Baltschieder aus kann man entlang der Wiigartneri einen schönen Spaziergang machen, auch noch im Spätherbst, wenn weiter oben Schnee liegt. Das einzige Problem ist die Kreuzung mit der Lötschberglinie. Es gibt Leute, die diese Bahnlinie kurzerhand überqueren, aber das ist sehr gefährlich, ich rate dringend davon ab. Somit bleibt nur der steile Abstieg querfeldein auf den ca 20 Meter weiter unten parallel verlaufenden Weg, was auch nicht jedermanns Sache ist.

Die Undra

Die Undra

Problemlos begehbar ist die Undra. Sie verläuft unterirdisch mitten durch Ausserberg und biegt dann ins Baltschiedertal ein. Rund 80 Meter über der Undra verläuft die Mittla. Die Begehung ist eher mühsam, es gibt keinen durchgehenden Weg, und spätestens beim Eingang zum Baltschiedertal ist endgültig Schluss. Denn der gefährliche Parcours durch die Felsen wurde längst aufgelassen und ist zerfallen. Die Mittla bezieht heute ihr Wasser aus dem erwähnten Stollen, genauso wie das Niwärch.

Die unterste Suone auf der Eggenberger Seite ist die Tenneri. Ihre Fassung lag früher in einer steilen Felsschlucht unterhalb des BLS-Viadukts. Dieser Teil ist nicht mehr zugänglich, aber immer noch deutlich sichtbar von der anderen Talseite. Heute bezieht die Tenneri ihr Wasser von einer ungefähr 80 Meter weiter oben fliessenden Stone, der Äbineri. Auch die Fassung der Äbineri wurde aufgegeben, sie erhält jetzt Wasser von der Laldneri. Die Tenneri und die Äbineri eignen sich nicht für eine Suonenwanderung.

Weiter oben am Hang verläuft die Laldneri. Wie der Name andeutet, bringt die fünf Kilometer lange Suone Wasser bis nach Lalden. Eine Wanderung entlang der Laldneri ist möglich, aber ein bisschen mühsam. Denn beim Weiler Roorli kreuzt die Suone die Lötschbergbahn, für das Wasser ist das kein Problem, für den Wanderer aber schon. Der weitere Verlauf im Baltschiedertal ist ziemlich wildromantisch, die Suone sprudelt unterhalb von Felswänden dahin, der Weg ist holprig und unbequem, aber charmant.

Mauerreste der Eggeri

Mauerreste der Eggeri

Die Eggeri ist kaum begehbar, aber suonentechnisch hochinteressant. Der innere, sehr gefährliche Teil ist seit vielen Jahrzehnten stillgelegt. Die Suone bezieht ihr Wasser von der weiter oben verlaufenden Gorperi. Im Tal des Teiffen Bach plätschert ein Teil der Gorperi zur Eggeri hinunter. Hinter dem Teiffen Bach sind immer noch Mauerreste im steilen Gelände sichtbar. Diese Mauern zeigen, wie beschwerlich und gefährlich der Bau und der Unterhalt der Suone früher war. Sofort wird klar, warum diese Suone stillgelegt wurde.

Karte Baltscheidertal

Fotos: Andreas Gossweiler

Über agossweiler

Journalist
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