Das Nanztal ist eines der wildesten Walliser Seitentäler. Und eine der spannendsten Suonenlandschaften. Zwischen Brig und Visp mündet die Gamsa in die Rhone. Im unteren Teil des Nanztals hat die Gamsa eine tiefe Schlucht gegraben, das Gamsuchi. Schon beim Eingang der Schlucht zapften früher fünf Suonen das Wasser der Gamsa an: links die Eyholzeri , die Niwa und die Visperi, rechts die untere und die obere Gliseri. Diese Wasserleitungen verlaufen wenige Meter oberhalb des Rhonetals. Das klingt harmlos. Doch um das Wasser nach Eyholz, Visp und Glis zu bringen, durchqueren alle vier Suonen gefährliche Felspartien.
Für eine schöne Wanderung bietet sich die Visperi an. Entlang dieser Suone kann man von Visp bis ins Nanztal wandern. Das gefährlichste Stück der Suone im Gamsuchi ist heute trocken, das Wasser fliesst jetzt durch einen Tunnel. Auch die Niwa und die Eyholzeri wurden im ersten, schwierigsten Teilstück stillgelegt. Sie bekommen seit dem Bau des Tunnels Wasser von der Visperi. Die Gliseri ist praktisch unbegehbar.
Eine der spektakulärsten Walliser Wasserleitungen ist die Rohrbergeri. Sie bringt Wasser zur Alpsiedlung Rohrberg auf 1182 Metern Höhe. Auf dem Weg dahin durchquert sie eine absolut gruselige, steil abfallende Felswand. Wer hier wandern will, muss schwindelfrei sein. Bevor der Kanal in die Felsen gesprengt wurde, war die Rohrbergeri sehr gefährlich. Das zeigt ein Eintrag im Totenregister der Pfarrei Visp: «Am 26. Juni 1793, gegen Abend, ging Johann Peter Hellner von Eyholz die Wasserleite Rohrbergeri entlang, deren Wächter er war, um sie zu reparieren. Als ein Balken unter seinen Füssen brach, stürzte er in den schrecklichen Abgrund hinab, in der Blüte seines Lebens im Alter von 29 Jahren. Er hinterlässt eine junge Witwe und seine Eltern im Kummer zurück.»
Noch etwas höher, auf rund 1600 Metern, flossen bis vor hundert Jahren die beiden rund sieben Kilometer langen Niwen (neue Wasserleitungen). Sie gehören zu den eindrücklichsten Suonen. Eigentlich ist die untere Leitung die neuere (eben die Niwa), mit der Zeit wurden aber beide im Abstand von rund 30 Meter parallel verlaufenden Leitungen so genannt. Die Niwen verliefen durch steiles und stellenweise felsiges Gelände, oft an aufgehängten Holzkänneln aus ausgehöhlten Baumstämmen. Laut Buchautor German Studer haben sdie Niwen «manches Menschenleben gefordert». Der Unterhalt war enorm aufwändig: Im Frühling waren jeweils zwei bis drei Wochen harte Arbeit nötig, um die Lawinenschäden zu beheben. Bei Stellen mit besonders grossem Steinschlagrisiko mussten oberhalb der Leitungen Wachmänner platziert werden, welche die Arbeiter vor herunterfallenden Steinen warnten. Manchmal war die frisch reparierte Leitung laut Studer schon nach wenigen Tagen erneut beschädigt. Im hinteren Teil steht ein Holzhaus, in dem ein Dutzend Bauarbeiter übernachten konnten. 1915 wurde ein Stollen vom Nanztal bis oberhalb Visperterminen gebaut. Anschliessend konnte man die Niwen stilllegen. Ein Teil der Suone ist heute noch als schöner Wanderweg begehbar – von Bodma bis zur Alp Äntschi. Unterwegs kommt man beim «Hüeterhüsi» vorbei, einem kleinen Holzhaus, in dem der Hüter übernachtete, der die Wasserleitung jeden Tag abschreiten und defekte Stellen reparieren musste. Die Niwen dienten der Bewässerung der Alpen Ara und Hotee, aber auch der Weiler Ober- und Unterstalden, Niederhäusern, Bitzinen und Parmili.
Die höchstgelegene Suone im Nanztal ist die Heido. Ihre Fassung liegt auf über 2400 Metern Höhe ganz zuhinterst im Nanztal. Sie fliesst bis zum schönen Gibidumsee oberhalb Visperterminen. Der Name «Heido» deutet darauf hin, dass diese Leitung sehr alt sein muss – möglicherweise stammt er sogar aus der Römerzeit. Das älteste erhaltenen Dokument, das die «heydenschu Wasserleyta» erwähnt, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Heido dient(e) für die Bewässerung einiger Alpen (Gritte, Muttji, Hieschalpji, Sänntum, Site, Mettilmatte), aber auch der Wiesen von Visperterminen.
- Eyholzeri
- Eyholzeri
- Eyholzeri
- Von der Visperi fliesst Wasser zur Eyholzeri hinunter
- Stillgelegter Teil der Eyholzeri
- Früher floss die Eyholzeri durch eine lange Felswand
- Visperi
- Visperi, links fliesst das Wasser zur Eyholzeri hinunter
- Glücksbringer an der Visperi
- Visperi
- Visperi
- Stillgelegter Teil der Visperi im Nanztal
- Tunnel der Visperi
- Im Tunnel der Visperi
- Gliseri
- Gliseri
- Gliseri
- Rohrbergeri
- Rohrbergeri
- Rohrbergeri
- Rohrbergeri
- Rohrbergeri
- Niwa
- Niwa
- Niwa
- Niwa
- Gibidum-See
- Heido
- Heido
- Heido
- Heido
Fotos: Andreas Gossweiler
Gratuliere zu diesem tollen Blog und vor allem zu diesem sehr kompletten Bericht über einige Suonen im und ums Nanztal!