Selten zu sehen: Traditionelle Bewässerung im Wallis

Um eine Wiese zu bewässern, gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Man lässt das Wasser aus einem Kanal an verschiedenen Stellen über die Wiese laufen, bis die ganze Fläche nass ist (die traditionelle Methode, irrigation par ruissellement).
b) Man installiert an verschiedenen Stellen Sprinkler und dreht den Hahn auf (die moderne Methode, irrigation par aspersion), was natürlich viel einfacher ist.

Viele Kilometer bin ich im Wallis den Suonen entlang gewandert. Aber gestern habe ich zum ersten Mal die traditionelle Methode der Bewässerung gesehen – hinter dem Simplonpass. Die Walliser Bauern wenden sie kaum mehr an, auch wenn die Suonen an vielen Orten wieder repariert wurden. Marius Schmid beschreibt sie in seinem Buch «Wasser – kostbares Nass» so:

«Sobald das Wasser durch die Hauptleitung in die zu bewässernde Wiese fliesst, wird es mit Steinplatten, Brettern oder Eisenblechen auf einer bestimmten Strecke gestaut und zum Überfliessen gebracht. Der Wässerer lässt dem Wasser solange seinen Lauf, bis es die Gesamtlänge des Grundstückes durchflossen hat. Alsdann setzt er eine bestimmte Strecke entfernt eine neue Platte in die Hauptwasserleitung, nimmt die ersten weg und bringt das Wasser an der neuen Stelle in gleicher Weise zum Überfliessen.»

Obwohl weniger arbeitsintensiv, ist die moderne Bewässerungsmethode im Wallis umstritten.  Klaus Kenzelmann schreibt im Buch «Die Geschichte des Augstbordwassers»:

«Jene Wiesen, die nur noch berieselt werden, verwandeln sich von Mager- zu Fettwiesen. Damit verschwindet die vielbewunderte Flora und mit ihr die Schmetterlinge, Vögel, Käfer usw.»

Fotos: Andreas Gossweiler

Über agossweiler

Journalist
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