Ist Lesen eine Aktivität? Für Paul Valéry war klar, dass das Lesen eines Texts genau so sehr eine geistige Aktivität ist wie das Schreiben, jedenfalls wenn es dem Autor gelingt, im Leser etwas auszulösen:
«Nicht der Autor, der andere soll seine Gefühle beisteuern. Das Ziel eines – ehrenhaften – Werkes ist einfach und klar: zum Denken bringen. Den Leser gegen seinen Willen zum Denken bringen. Akte im Innern provozieren. Das ist das napoleonische Ziel des Geschriebenen.»
Paul Valéry: «Ich grase meine Gehirnwiese ab», Eichborn Verlag 2011, S. 169