«Unter Experten gilt es als ausgemacht, dass die Masse der Nutzer nicht bereit ist, für ein Nachrichtenangebot zu zahlen.»
Das schreibt ein anonymer Autor am 19. April 2012 auf der Internetseite meedia.de. «Unter Experten gilt es als ausgemacht.» Soso. Welche Experten? Beim Internet ist es wie beim Fussball: Jeder ist ein Experte. Hee Moment: Ich bin auch ein Experte. Aber für mich ist das völliger Blödsinn, was meedia.de schreibt. Natürlich sind die Nutzer nicht bereit. Ich bin auch nicht bereit, für irgendwelche Angebote zu zahlen. Ich zahle, wenn ich muss. Die Pizza in der Pizzeria zahle ich, weil ich muss. Undsoweiter. Die Diskussion ist nicht neu.
Neu ist, dass sich die Urheber wehren gegen die Arroganz der Piratenpartei, einer Gruppe von «Geiz-ist-geil»-Freunden, die sich auf der politischen Bühne dafür einsetzen, dass sich Hinz und Kunz im Internet gütlich tun dürfen, ohne zu zahlen. Der Geo-Chefredaktor Peter Matthias Gaede veröffentlichte via meedia.de einen offenen Brief «an die Freunde des gepflegten Mitessertums». Darin schreibt er:
«Je mehr aber das Raubrittertum im Internet um sich greift, je mehr Raubkopien von unseren Leistungen in der Welt unterwegs sind, um so größer wird der Druck zunächst auf jene, die für Zeitschriften noch Geld verlangen. Und umso kleiner wird zunächst ihr Profit. ‚Na, ist das nicht wunderbar!’ mögen da die Kämpfer gegen den Profit als solchen jubilieren. Unsere Antwort: Nein, das ist es keineswegs! Denn die Konsequenz bedeutet nichts anderes als das: Je schwieriger es für die „Bezahlmedien“ wird, noch profitabel zu sein, je größer wird der Druck auch auf uns, die Journalisten. Und umso kleiner wird in letzter Etappe auch unser Verdienst.»
Endlich sagt das mal einer. Viel mehr Journalisten sollten sich gegen die Gratismentalität wehren. Wie oft hören wir: Im Internet ist alles gratis, also muss ich keine Zeitung / Zeitschrift mehr abonnieren. Es freut mich ausserordentlich, dass jetzt Journalisten öffentlich erklären, warum die Freunde der unentgeltlichen Selbstbedienung im Internet, die sich jetzt als «Piratenpartei» formieren, die Presselandschaft kaputt machen. Heute doppelt David Sieber, Chefredakteur der Südostschweiz, nach. In seinem Blog schreibt er:
«In Wahrheit klauen sie wie die Raben, was andere in mehr oder weniger harter Arbeit erschaffen haben. Sie foutieren sich ums Copyright, um geistiges Eigentum, um den Geschäftserfolg zum Beispiel von Verlagen. Die Piraten sind der fleischgewordene Versuch, die im Internet vorherrschende Gratismentalität zu einem Menschenrecht hochzujazzen.»
Es ist Zeit, dass sich mehr Journalisten in diese Debatte einschalten. Es geht schliesslich auch um unsere Jobs.