«The wrong century to burn things»

Beseitigen. Ausrangieren. Eliminieren. Absondern. Die Tätigkeit des Fortwerfens hat einen zerstörerischen Beigeschmack. Ich habe es manchmal bereut, dass ich Sachen weggab, die ich vorher für lästigen Ballast gehalten hatte. Doch manchmal gibt es gute Gründe, um Dinge loszuwerden.

Edmund de Waal, englischer Keramikkünstler, verbrachte zwei Jahre seines Lebens damit, quer durch Europa zu reisen, um die Geschichte seiner Vorfahren, der Bankierfamilie Ephrussi, und ihrer Netsuke-Sammlung zu recherchieren. Am Schluss seiner Forschungsarbeit, nachdem er fast obsessiv Archive in Paris, London und Wien durchkämmt, Dutzende Bücher gelesen, jede Menge alter Dokumente, Briefe und Fotos studiert und die feudalen Villen der Ephrussis besucht hatte, räsonnierte er über Briefe, die seine Grossmutter Elisabeth de Waal, geborene Ephrussi, verbrannt hatte:

«Why should everything be made clear and be brought into the light? Why keep things, archive your intimacies? Why not let thirty years of shared conversation go spiralling in ash up into the air? Just because you have it does not mean you have to pass it on. Losing things can sometimes gain you a space in which to live.»

Eine Seite weiter hinten relativiert er seine Überlegungen wieder:

«The problem is that I am in the wrong century to burn things. I am the wrong generation to let it go.»

Die Netsuke kann man hier angucken.

Edmund de Waal: The Hare with Amber Eyes. Vintage Books 2011

Über agossweiler

Journalist
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