Zwischen Dijon und Nevers liegt das verträumte Morvan-Gebirge. Die touristisch wichtige Gegend ist durch die SNCF-Linie Autun – Avallon erschlossen. Doch ab dem kommenden Fahrplanwechsel fahren hier keine Züge mehr. Das lohne sich nicht mehr, denn die Züge seien meistens leer, sagt der Regionalrat des Burgunds. Kein Wunder, denn seit drei Jahren verkehrt auf der wunderschönen Strecke nur noch ein Zugpaar pro Tag. Vor zehn Jahren, als ich zum letzten Mal von Autun nach Avallon fuhr, war der Zug auch nicht gerade überfüllt. Damals fuhren auf der Strecke noch die legendären «Caravelles», zweiteilige Dieselzüge in einer schicken rot-gelben Lackierung, die an die TEE-Züge erinnerten.
Diese Züge aus den 60er Jahren wurden in den letzten Jahren ersetzt durch modernes Rollmaterial. Aber auch das half nicht, mehr Reisende auf die Bahn zu bringen.
Die Bahnhöfe an der Strecke waren in den letzten 100 Jahren kaum modernisiert worden. Eine Fahrt zwischen Autun und Avallon mutete deshalb wie eine Zeitreise in eine lang vergangene Epoche an.
Gemütlich ratterte der Zug über die alten Schienen. Der Blick aus dem Zugfenster auf die Burgunder Landschaft mit den typischen hellen Charolais-Kühen war ein Genuss.
Es ist jammerschade, dass diese wunderschöne Bahnlinie stillgelegt wird. Zwar ist die Region dünn besiedelt, und auch ein grosszügiger Fahrplan würde nie grosse Massen zum Umsteigen auf die Bahn bewegen. Kritiker werfen den SNCF jedoch vor, sie habe aktiv zur schwachen Benützung der Linie beigetragen – weil sie Billette von Paris nach Autun konsequent via Montbard (TGV/Bus) ausgestellt habe statt über die Morvan-Linie. Für den Tourismus ist die Schliessung der Linie verheerend: Wenn statt dem Zug ein Bus fährt, können die Velofahrer, bei denen das Morvan-Gebirge beliebt ist, ihr Velo nicht mehr bis zum Ausgangspunkt ihrer Tour transportieren.
Fotos: Andrea Holenstein